Mit dem LIFE+ Projekt der Natur mehr Raum gegeben

zurück zur Übersicht
20.11.2018
Sankt Oswald

St. Oswald. Ein Projekt, das die Weiterentwicklung des Nationalparks Bayerischer Wald tatkräftig unterstützt hat, fand in diesem Jahr seinen Abschluss: Und zwar das von der Europäischen Union und dem Bayerischen Naturschutzfonds kofinanzierte LIFE+ Projekt „Moore, Fließgewässer und Schachten“. Die Abschlussfeier fand nun mit einer Vielzahl an geladenen Gästen im Waldgeschichtlichen Museum in St. Oswald statt.

Fünf Jahre lang wurden im Rahmen des LIFE+ Projektes zahlreiche Naturschutzmaßnahmen durchgeführt. „Damit ist es gelungen, die Artenvielfalt in drei ganz besonderen Lebensräumen im Nationalpark Bayerischer Wald zu fördern – in den Mooren, Bächen und auf den Schachten“, würdigte Ulrike Lorenz, zuständige Referatsleiterin des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, die Leistungen aller Beteiligten. Der Nationalpark Bayerischer Wald sei nicht nur eines der bedeutendsten Natura-2000-Gebiete des Freistaates, sondern eine der wenigen Regionen, die sowohl nach der Vogelschutzrichtlinie als auch nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie unter Schutz steht. „Aus diesem Doppelstatus heraus erwächst für den Nationalpark eine ganz besondere Verantwortung für die dort vorkommenden Lebensräume.“

Der Vorher-Nachher-Vergleich vom Tieffilz zeigt deutlich, wie signifikant der Wasserstand im Moor nach der Renaturierung angestiegen ist.Der Vorher-Nachher-Vergleich vom Tieffilz zeigt deutlich, wie signifikant der Wasserstand im Moor nach der Renaturierung angestiegen ist.


Doch auch wenn die Natur im Nationalpark seit beinahe 50 Jahren ihren eigenen Regeln folgen darf, seien an einigen Orten immer noch negative Folgen aus früherer menschlicher Nutzung erkennbar.
„Im Rahmen des LIFE+ Projekts konnten mit über 1,3 Millionen Euro Gesamtbudget diese Folgen menschlicher Nutzung wieder rückgängig gemacht werden“, so Lorenz. Müsste man für die Durchführung und Ergebnisse des Projektes eine Note vergeben, wäre es eine 1 plus. „Es war eine Gemeinschaftsleistung der Nationalparkverwaltung sowie aller beteiligter Behörden, Verbände und auch Grundstücksnachbarn“, so Lorenz, deren besonderer Dank Jochen Linner und Claudia Schmidt vom Nationalpark galt.

Dr. Franz Leibl, Leiter des Nationalparks, bot einen Rückblick auf das LIFE+ Projekt. „Ein Ziel, das wir erfolgreich umsetzen konnten, war die Renaturierung von Fließgewässern“, so Leibl. Begradigte Bäche und befestigte Ufer wurden beseitigt, dadurch konnte der Natur sowie den dort lebenden Arten wieder mehr Raum gegeben werden. Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Wiedervernässung von Mooren. „Zu früheren Zeiten trocken gelegte Moore wurden renaturiert, dadurch können sich an vielen Stellen wieder Arten ansiedeln, die einst zurückgedrängt wurden.“

Freuten sich über das erfolgreich abgeschlossene LIFE+ Projekt: Jochen Linner (Nationalpark, von links), Ulrike Lorenz (Umweltministerium), Fabian Schweizer (Bayerischer Naturschutzfonds), Claudia Schmidt (Nationalpark) und Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl.Freuten sich über das erfolgreich abgeschlossene LIFE+ Projekt: Jochen Linner (Nationalpark, von links), Ulrike Lorenz (Umweltministerium), Fabian Schweizer (Bayerischer Naturschutzfonds), Claudia Schmidt (Nationalpark) und Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl.


Auch kulturhistorische Aspekte wurden berücksichtigt, und zwar beim Erhalt der Schachten. „Durch die Beweidung des Ruckowitzschachtens wurde nicht nur die Tradition der Region wiederbelebt, sondern auch ein besonders geschützter Lebensraum mit seinen gefährdeten Borstgrasrasen deutlich aufgewertet.“ Was Leibl besonders freut, ist, dass im Abschlussjahr des LIFE+ Projektes die Beweidung auf den Hochschachten ausgeweitet werden konnte. „Wir sind nicht nur in diesem, sondern auch in vielen anderen Bereichen über das Ziel hinausgeschossen und haben die Projektziele weit übertroffen.“ Darüber hinaus sei es gelungen, Anwohner sowie Touristen für das Thema Natura 2000 und die im Nationalpark vorkommenden Lebensräume mit ihren Artvorkommen zu interessieren und zu sensibilisieren.

Um den Gästen der Abschlussveranstaltung auch in der Praxis die Maßnahmen des LIFE+ Projektes vorzustellen, fand im Anschluss eine Exkursion in die Kleine Au bei Altschönau statt. Dort gab es Informationen über die Moorrenaturierung in diesem Bereich.


Das LIFE+ Projekt in Zahlen:

  • Mehr als 260 Staudämme wurden zur Hochmoor- und Moorwaldrenaturierung gebaut
  • 700 Meter Entwässerungsgräben und alte Rückewege wurden verfüllt
  • 4,6 Kilometer Fließgewässer wurden renaturiert
  • 60 Hektar Moorwälder und Fichten-Auwälder wurden hydrologisch verbessert
  • 34 Durchlässe wurden wieder durchgängig gemacht
  • Über 100 freiwillige Helfer waren bei der Moorrenaturierung im Einsatz
  • 381 Tage weidete die Rotviehherde auf dem Ruckowitzschachten
  • 88 Führungen, Fachexkursionen und Vorträge wurden zum Projekt durchgeführt

- SB


Nationalparkverwaltung Bayerischer WaldGrafenau


Quellenangaben

Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald

Sie möchten Ihren Bericht regional bewerben?

Alle Informationen und Ihren Ansprechpartner finden Sie HIER.



Kommentare

Bitte registrieren Sie sich um hier Kommentare eintragen zu können!
» Jetzt kostenlos Registrieren oder haben Sie Loginprobleme?


Ähnliche Berichte

Hochschachten ist wieder beweidetFrauenau Seit 2014 gehört es im Sommer zum gewohnten Bild, dass auf dem Ruckowitzschachten unterhalb des Großen Falkensteins wieder Rinder grasen. Nun ist das Rote Höhenvieh erstmals auf einen weiteren Schachten umgezogen.Mehr Anzeigen 18.08.2018Damit auch die Fische wieder wandern könnenSankt Oswald Oft stellen sie ein unüberwindbares Hindernis da. Die Rede ist von Durchlassrohren an Wanderwegen und Forststraßen, die aufgrund ihrer Ausrichtung oder Beschaffenheit des Materials ein Weiterkommen für Fische und andere Wasserbewohner unmöglich machen.Mehr Anzeigen 28.07.2018Premiere: Wasser im Nationalpark Bayerischer WaldGrafenau Im Rahmen des Natura-2000-Tages wird am Freitag, 18. Mai, um 14.30 Uhr ein Film im Haus zur Wildnis in Ludwigsthal vorgestellt. Alle Interessierten sind zur Premiere des 20-minütigen Films herzlich eingeladen.Mehr Anzeigen 17.05.2018Jugendliche aus der ganzen Welt helfen im NationalparkFrauenau Was haben die Vereinigten Arabischen Emirate, Rumänien, Deutschland, die USA, China und Spanien gemeinsam? Aus all diesen Ländern reisten jüngst Jugendliche und Betreuer in den Nationalpark Bayerischer Wald, um an einem Workcamp teilzunehmen.Mehr Anzeigen 08.09.2017Ruckowitzschachten ist wieder beweidetLindberg (Zwieslerwaldhaus) In den nächsten Monaten ist für das Rote Höhenvieh des Nationalparks nun wieder Höhenluft angesagt. Bereits in der vierten Saison sorgt die aktuell achtköpfige Herde für eine größere Artenvielfalt auf dem Ruckowitzschachten.Mehr Anzeigen 04.07.2017Einblicke in die Alkoholiker unter den BorkenkäfernAlkohol, Inzucht und Kinderarbeit – das soll zu Insekten passen? Geht nicht, oder? Geht doch, wissen jetzt rund 100 Besucher des jüngsten Vortrags aus der wissenschaftlichen Reihe des Nationalparks Bayerischer Wald im Waldgeschichtlichen Museum St. Oswald.Mehr Anzeigen 16.01.2017