Zurück zu den Wurzeln: Warum junge Menschen Selbstversorgung neu entdecken

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05.07.2025
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In einer Welt, die von Digitalisierung, Globalisierung und Konsum geprägt ist, überrascht es auf den ersten Blick: immer mehr junge Menschen beschäftigen sich mit dem Thema Selbstversorgung.

Sie legen Balkongärten an, halten Hühner im Garten oder experimentieren mit Fermentation und Konservierung. Doch was steckt hinter diesem Trend und warum genau jetzt?

 

Woher kommt der Trend zur Selbstversorgung?

Die Idee, sich selbst mit Lebensmitteln zu versorgen, ist ja keineswegs neu. In früheren Jahrhunderten war sie überlebensnotwendig – besonders in Krisenzeiten wie nach dem Zweiten Weltkrieg. In den letzten Jahrzehnten galt Selbstversorgung jedoch eher als verstaubt oder als Lebensstil von Aussteiger:innen.

Doch seit einigen Jahren erlebt das Konzept ein bemerkenswertes Comeback – vor allem bei der jungen Generation. Die Social-Media-Kanäle sind voll von Accounts, die sich mit dem Anbau von Gemüse und weiteren ersten Schritten im Bereich der Selbstversorgung beschäftigen.

Was früher als altmodisch galt, wird zum neuen Luxusgut: Gemüseanbau im eigenen Garten, Platz für Hühnerhaltung und ‚Oma Hobbies‘ wie Konservieren oder auch Stricken.

 

Die Ursachen für diesen Wandel sind vielfältig:

  • Krisenerfahrungen: Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation und Klimakrise haben das Vertrauen in globale Lieferketten erschüttert.
  • Bewusstsein für Nachhaltigkeit: Viele junge Menschen wollen ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren und setzen auf regionale, saisonale und biologische Lebensmittel.
  • Wunsch nach Unabhängigkeit: Der Gedanke nicht völlig vom Supermarkt abhängig zu sein, vermittelt ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit.
  • Digitaler Ausgleich: In einer zunehmend digitalen Welt bietet Gartenarbeit einen entschleunigenden und greifbaren Gegenpol.

 

Im ersten Bild ist ein geflochtener Korb mit frisch geerntetem Gartengemüse und Blüten zu sehen. Enthalten sind unter anderem Kohlrabi, verschiedene Salate, Mangold, Gurke, kleine Rübchen, Kräuter sowie essbare Blüten wie Malve und blühender Rucola. Eine farbenfrohe und appetitliche Zusammenstellung direkt aus dem Garten.
Erntekorb mit frischem Gemüse und Blüten aus dem Garten

Warum bauen junge Menschen plötzlich Gemüse an?

Der Gemüseanbau ist für viele der Einstieg in die Selbstversorgung – und das aus guten Gründen:

  • Niedrige Einstiegshürde: Ein paar Töpfe auf dem Balkon reichen für erste Erfolge mit Radieschen, Tomaten oder Kräutern aus.
  • Erfolgserlebnisse: Selbst geerntetes Gemüse schmeckt nicht nur besser, es macht auch stolz.
  • Kontrolle: Wer sein eigenes Gemüse anbaut, weiß, was drin ist – ohne Pestizide, ohne Plastikverpackung.
  • Wissen: Unterschiede beim Anbau von diversen Gemüsesorten, die richtige Standortwahl und das Haltbarmachen von Lebensmitteln – wer sich mit Selbstversorgung beschäftigt, lernt ständig Neues dazu.
  • Brücke zwischen Generationen: Durch den Austausch mit Großeltern oder erfahrenen Gärtner: innen, können traditionelle Methoden neu entdeckt und weitergeführt werden.  
  • Naturnahes Hobby: Gartenarbeit wird zunehmend als Gegenentwurf zur digitalen Reizüberflutung angesehen. Im Rhythmus der Jahreszeiten zu säen, zu pflegen und zu ernten, fördert Achtsamkeit und eine tiefere Verbindung zur Natur.
  • Gemeinschaft und Austausch: Urban Gardening-Projekte, Tauschbörsen und Online-Communities fördern soziale Verbindungen.

 

Ein gesellschaftlicher Wandel?

Statistiken zeigen: Der Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstversorgung wächst – quer durch alle Altersgruppen, aber besonders stark bei jungen Familien und Städter:innen.  Kleingärten boomen, Wartelisten sind lang und selbst Hühnerhaltung erlebt ein Revival.

Dabei geht es nicht nur um die romantische Vorstellung vom Landidyll. Vielmehr spiegelt sich in diesem Trend ein tiefes Bedürfnis nach Sinn, Nachhaltigkeit und Selbstwirksamkeit wider. Selbstversorgung wird zur stillen Rebellion gegen Fast Food, Wegwerfgesellschaft und Entfremdung von der Natur.

 

Das zweite Bild zeigt eine kräftige Kartoffelpflanze im Beet. Ihre typischen gefiederten Blätter bedecken den Boden, und eine violette Blüte mit gelbem Zentrum deutet auf die Blütezeit hin – ein gesunder und vitaler Zustand der Pflanze.
Blühende Kartoffelpflanze im Beet

 

Fazit: Mehr als nur ein Trend

Selbstversorgung ist für viele junge Menschen mehr als ein Hobby – sie ist Ausdruck eines neuen Lebensgefühls. Es geht nicht nur darum, eigenes Gemüse zu ernten, sondern es geht vor allem um ein neues Bewusstsein für Natur und Ernährung sowie dem Drang nach Unabhängigkeit.


- LM



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