Vom Präsidenten zum Kutschfahrer: Beim Bayerischen Wald war es für Peter Schmid Liebe auf den ersten Blick

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13.07.2016
Eppenschlag, Wolfertschlag

Wolfertschlag. „Das Miteinander war die beste Entscheidung für die Zukunft“, betont Peter Schmid. Er wohnt seit kurzem in Wolfertschlag im Landkreis Freyung-Grafenau, betreibt hier mit seiner Frau Edeltraud den Vier-Sterne-„Bayerwald Ferienhof“ - und ist überzeugt, dass die Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald für die 13 Mitgliedsgemeinden genau der richtige Weg ist, um im Tourismus etwas zu erreichen. Peter Schmid weiß, wie man Gäste begeistert und eine Region vermarktet: Er ist Küchenmeister und Hotelkaufmann, war 40 Jahre zusammen mit seiner Frau Hotelier auf der Schwäbischen Alb, leitete zwölf Jahre lang als Präsident den Hotel- und Gaststättenverband Baden-Württemberg, wurde bereits mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Im Interview sagt er als Tourismusexperte und Vermieter im FNBW-Gebiet, warum es so wichtig ist, an einem Strang zu ziehen.

Zwölf Jahre lang stand Peter Schmid als Präsident an der Spitze des DEHOGA-Verbands Baden Württemberg. Jetzt lebt er im Bayerischen Wald - und ist als örtlicher Vermieter und Tourismus-Experte überzeugt, dass das Miteinander in der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald ein wichtiger Schritt für die Zukunft im Tourismus und die Region ist.
Zwölf Jahre lang stand Peter Schmid als Präsident an der Spitze des DEHOGA-Verbands Baden Württemberg. Jetzt lebt er im Bayerischen Wald - und ist als örtlicher Vermieter und Tourismus-Experte überzeugt, dass das Miteinander in der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald ein wichtiger Schritt für die Zukunft im Tourismus und die Region ist.

Wie kamen Sie von der Schwäbischen Alb in den Bayerischen Wald?

Peter Schmid: Ich war 40 Jahre selbstständig, führte mit meiner Frau, die mich immer sehr unterstützte, ein eigenes Hotel, das „Graf Eberhard“ in Bad Urach. Wir hatten 140 Betten, 24.000 Übernachtungen im Jahr, 50 Mitarbeiter, viel zu tun. Wir wollten in Rente gehen, uns aber nicht zur Ruhe setzen. Wenn man so lange Chef war, ist das nicht so einfach. Deshalb haben wir entschieden, uns komplett auszuklinken, etwas Neues aufzubauen. Das Hotel übergaben wir an unseren Sohn. Unser Traum war ein Hof, Zeit, um die Natur zu genießen. Und den verwirklichen wir uns jetzt im Bayerischen Wald. Mit unserem Vierkanthof in Wolfertschlag, Ferienwohnungen, Kutschfahrten für Urlaubsgäste und Platz für unsere Pferde, Ponys, Hühner, Katzen oder Hasen.

 

Sie waren das erste Mal im Bayerischen Wald und haben auf Anhieb Ihren Hof gekauft. Wie kam´s?

Peter Schmid: Wir schauten uns schon länger nach einem Objekt um, unter anderem im Allgäu, in Oberbayern und in Österreich. Im Bayerischen Wald waren wir noch nie. Bis wir von einem Makler einen Tipp bekamen und unseren Hof entdeckten. Wir sind hergefahren, haben uns verliebt, gewusst, „das ist es“, mit dem Vorbesitzer ein Bier getrunken, geredet, den Hof gekauft - und den Schritt in den Bayerischen Wald zu ziehen nie bereut. Unsere Kinder und die Enkel sind oft da, wir verbringen trotz der Entfernung mehr Zeit miteinander als vorher. Auch Freunde haben wir schon mit dem Bayerwald-Virus angesteckt, sie kommen immer wieder in den Bayerischen Wald.

 

Schon nach wenigen Monaten sind Sie ein Fan des Bayerischen Waldes. Was fasziniert Sie an der Region?

Peter Schmid: Der Bayerische Wald ist wunderschön, zum Urlaub machen und zum Leben. Die Region ist bereits meine zweite Heimat geworden. Man kann die Ruhe genießen, in der Natur abschalten, sich hinsetzen und die Seele baumeln lassen, aber auch aktiv werden und viel unternehmen, praktisch sind hier auch Angebote wie die aktivcard-Bayerischer Wald. Ich drehe gerne eine Kutschenrunde mit meinen Kaltblütern oder laufe auf den Hessenstein, meinen Hausberg. Wolfertschlag liegt zentral, mitten in der Ferienregion. Und in der gibt es innerhalb weniger Kilometer immer wieder Neues zu entdecken, vom Brotjacklriegel bei Schöfweg über Rachel und Lusen bis zur Steinbachklamm in Spiegelau oder dem Bergdorf Waldhäuser. Ich weiß, dass das mancher Waidler anders sieht: Aber ich schätze die Infrastruktur. Das Autofahren im Bayerischen Wald ist für mich im Vergleich zu den Ballungszentren wie Wellness, und in 40 Minuten ist man überall, auch in Städten wie Passau.

Zusammen mit seiner Frau Edeltraud zog Peter Schmid vor kurzem in die Ferienregion, besonders gerne erkundet er den Bayerischen Wald in der Kutsche.
Zusammen mit seiner Frau Edeltraud zog Peter Schmid vor kurzem in die Ferienregion, besonders gerne erkundet er den Bayerischen Wald in der Kutsche.

Was halten Sie von der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald, in der 13 Gemeinden aus zwei Landkreisen die Region touristisch miteinander vermarkten?

Peter Schmid: Sehr viel! Der Zusammenschluss ist eine tolle Sache, für die Gemeinden, die Vermieter, die touristischen Einrichtungen, die örtlichen Geschäfte und natürlich für die Gäste. In Hamburg kennt kaum jemand einzelne Gemeinden, den Nationalpark oder den Bayerischen Wald aber schon. Ich habe auch als Präsident des DEHOGA-Verbands in Baden Württemberg dafür gekämpft, Regionen wie die Schwäbische Alb als Ganzes zu sehen, zu vermarkten und unter dem einen Dach Themen wie Sport, Brauchtum oder Kultur zu besetzen. Eine Gemeinschaft mit einem klaren Ziel: zusammen für die Region werben. Wir müssen weg vom Kirchturmdenken, weg von dem Wust an einzelnen Prospekten und kleinen Aktionen. Gemeinsam sind die Gemeinden in der Ferienregion schlagkräftiger, können anders auftreten und werben, sich stärker positionieren. Wir brauchen die FNBW, um etwas zu erreichen.

 

Wie profitiert der einzelne Vermieter oder eine Gemeinde von der Tourismus-Gesellschaft?

Peter Schmid: Ein kleiner Vermieter mit fünf Ferienwohnungen oder eine Gemeinde für sich kann keinen Messeauftritt bei großen Tourismusmessen schultern, teure Pressereisen organisieren oder Marketingkampagnen starten. Die Ferienregion schon. Eine Riesenchance sind auch neue Angebote der FNBW, beispielsweise die Unterstützung bei der Erstellung von Internetseiten für kleine Vermieter. Vor allem ältere Vermieter tun sich hier allein schwer, sind aber auf eine zugkräftige Homepage angewiesen. Es muss nicht sein, dass jeder Vermieter alles kann und jede Gemeinde für sich alles anbietet, von der geführten Wanderung bis zur Schneeschuhtour. Es gibt viele tolle Angebote und Spezialisten für verschiedene Bereiche. Es bringt allen etwas, die Kräfte, das Personal und die finanziellen Mittel in der Ferienregion zu bündeln und so insgesamt mehr Power zu bekommen.

 

Sie haben viel Erfahrung im Tourismus und im Destinations-Management. Haben Sie auch schon neue Ideen für den Bayerischen Wald im Hinterkopf?

Peter Schmid: Meiner Meinung nach müssen die Leute in der Region noch stärker wissen, was sie und ihr Angebot wert sind. Der Bayerische Wald ist zu schade für Billigangebote, wir müssen wegkommen vom Billig-Image und vom XXL-Schnitzel für 7,50 Euro oder weniger, dürfen uns nicht verramschen lassen, sondern deutlicher zeigen, dass die Region etwas Besonderes ist und viel zu bieten hat – und genau dafür ist der Zusammenschluss zur FNBW der richtige Weg. Es gibt gute Hotels, hervorragende Restaurants, schöne Ferienwohnungen. Wir sollten noch intensiver auf heimische Produkte setzen, beispielsweise das Bayerwald-Rind, den Bayerwald-Käse oder die Bayerwald-Schwammerl zur Marke machen. 


- SB



Quellenangaben

THEXTEREI
Foto: Ebner; Schmid

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