Holetschek: Freistaat gut aufgestellt für Versorgung bei Corona-Impfbeschwerden – Bayerns Gesundheitsminister und Ärzteschaft erläutern Angebot der mehrstufigen Versorgung – Bund muss Forschung vorantreiben

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25.04.2023 08:00 Uhr
München

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek und die Ärzteschaft sehen den Freistaat gut aufgestellt für die Versorgung für Menschen mit langanhaltenden Beschwerden nach COVID-19-Impfungen. Holetschek sagte am Dienstag in München: „Wir bauen in Bayern auf eine gestufte Versorgung für Menschen mit anhaltenden Beschwerden nach einer COVID-19-Impfung. Erste Ansprechpartner für Betroffene sind die Haus- und Fachärzte. Sie kennen ihre Patientinnen und Patienten am besten und können bei Bedarf an Fachärzte und Spezialambulanzen überweisen. Bei schweren Fällen des Post-Vac-Syndroms stehen auch die Post- und Long-COVID-Ambulanzen an den bayerischen Universitätskliniken im Rahmen ihrer Kapazitäten zur Verfügung. Die Ärzteschaft hat bekräftigt, dass sie diese gestufte Versorgung angesichts der begrenzten Zahl an Betroffenen für sinnvoll hält.“

Dr. Gerald Quitterer, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, ergänzte: Beim Post-Vac Syndrom können gesundheitliche Beeinträchtigungen auftreten, die denen eines Post-COVID-Syndroms ähneln. Das Phänomen ist noch nicht genügend erforscht. Für verlässliche Erkenntnisse braucht es deshalb aus meiner Sicht unbedingt weitere Untersuchungen beziehungsweise wissenschaftliche Studien. Zur medizinischen Abklärung stehen für Patientinnen und Patienten die gleichen Ansprechpartner wie auch nach Corona-Infektionen zur Verfügung, das sind in erster Linie Hausärztinnen und Hausärzte sowie im weiteren Verlauf die niedergelassenen Fachärztinnen und Fachärzte und in besonderen Fällen auch Spezialambulanzen von Kliniken.“

Professor Jörg Schelling, Vertreter des Bayerischen Hausärzteverbandes, sagte: „Für die Hausärztinnen und Hausärzte sind Long- und Post-COVID die zentralen Versorgungsthemen. Für impfbezogene Symptome (wie das Post-Vac-Syndrom) fehlt in der täglichen Praxis noch eine klar definierte Möglichkeit der Diagnostik und Therapie. Die Förderung der Grundlagenforschung zur Einordnung des Krankheitsbildes ist entscheidend.“

Professor Claudia Traidl-Hoffmann, Leiterin der Umweltmedizin in Augsburg, stellte fest: „Jeder einzelne Mensch mit Post-Vac Syndrom zeigt ein sehr individuelles Bild mit völlig unterschiedlichen Krankheitssymptomen. Die klinische Forschung hat jetzt den Auftrag, Muster darin zu erkennen, welche die Basis für ein personalisiertes Therapiemanagment legen kann. Und komplexe Erkrankungsmuster erfordern komplexe Behandlungsmethoden, wie es z.B. die integrative Medizin leisten kann.“

Professor Ute Behrends, Leiterin der Long-COVID-Ambulanz an der München Klinik Schwabing, betonte: „Kinder und Jugendliche erkranken sehr selten an einem Post-Vac-Syndrom. Betroffene werden gestuft und ganzheitlich in den auf Post-COVID-Syndrome spezialisierten pädiatrischen Einrichtungen versorgt.“

Holetschek berichtete von einem Erfahrungsaustausch mit der Ärzteschaft und den Verbänden über die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Beschwerden nach COVID-19-Impfungen. Der Minister sagte: „Über das Post-Vac-Syndrom ist noch nicht genug bekannt. Die Krankheit ist noch nicht definiert. Aus der Praxis hören wird, dass die Symptome häufig denen von Post- und Long-COVID ähneln. Daher brauchen wir dringend eine intensivere Forschung zu diesem Themenkomplex. Die Gesundheitsministerkonferenz hat die Bundesregierung deshalb am 27. März aufgefordert, die Forschung zum Post-Vac-Syndrom zu intensivieren und zu fördern.“

Der Minister ergänzte, dass nach Aussagen der Experten das Post-Vac-Syndrom gegenüber Post-und Long-COVID zahlenmäßig nur eine untergeordnete Rolle spiele. Dennoch sei der Leidensdruck hoch. Das zeige auch die bayerische Post-Vac-Hotline, die seit dem 3. April 2023 zur Verfügung steht.

Professor Christian Weidner, Präsident des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), sagte: „Unsere bisherige Erfahrung mit der Hotline zeigt: Das Thema ist vielschichtig und komplex. Neben allgemeinen gesundheitlichen Fragen oder solchen nach spezifischen gesundheitlichen Symptomen waren Aspekte der Versorgung im Zentrum des Interesses. Auch die Abgrenzung gegen Long-COVID spielt bei Genesenen und Geimpften eine wesentliche Rolle. Die meisten Anruferinnen und Anrufer möchten jedoch erfahren, ob es weitere Anlaufstellen oder Fachärzte gibt, bei denen sie Beratung oder Hilfe bei ihren gesundheitlichen Einschränkungen erhalten können. Oft bestehen schon hausärztliche oder auch fachärztliche Kontakte, dennoch wünschen sich viele Patienten mehr Aufmerksamkeit bzw. Sensibilität für das Thema Post-Vac, auch bei der Ärzteschaft. Letztlich spiegelt es das Problem wider, dass Post-Vac und Long-COVID zwei wissenschaftlich noch unvollständig verstandene Symptomkomplexe sind. Folglich können Diagnostik und Therapie auch nur hinter dem zurückbleiben, was Patienten bei besser verstandenen Erkrankungen in der Versorgung sonst gewohnt sind.“

HOLETSCHEK ZIEHT POSITIVE HOTLINE-BILANZ

Nach Daten des LGL sind inzwischen rund 1950 Anrufe bei der Hotline eingegangen (Stand 24.04.2023). Nach einem anfänglichen Ansturm von teils mehr als 400 Anrufen pro Tag in der ersten Woche hat sich das Anrufaufkommen mittlerweile in einem zweistelligen Bereich pro Tag eingependelt. Das LGL hat inzwischen einen Mitarbeiterpool von bis zu 15 Telefonkräften, die für die Hotline umschichtig im Einsatz sind. Dadurch hat sich die Hotline seit der zweiten Betriebswoche stabilisiert, der Großteil der Anrufe kann beantwortet werden. Die Anrufe kommen nicht nur aus Bayern, sondern auch aus vielen anderen Bundesländern.

Holetschek betonte: „Die Erfahrungen der Hotline zeigen, dass der Leidensdruck von einigen Menschen enorm ist und es deshalb richtig war, ein Informationsangebot zu schaffen. Ich würde mir wünschen, dass der Bund bei diesem Thema aktiver wird.“

Der Minister bekräftigte: „Wichtig ist: Vom Post-Vac-Syndrom sind Impfschäden nach COVID-19-Impfung abzugrenzen. Impfschäden nach einer COVID-19-Impfung sind sehr selten. In Bayern wurden bislang 90 Impfschäden nach COVID-19-Impfung anerkannt. Dem stehen rund 29 Millionen COVID-19-Impfungen gegenüber.“

Die Hotline ist unter der Nummer 09131 6808 7878 zu folgenden Zeiten erreichbar: Montag bis Freitag von 9.00 bis 13.00 Uhr und am Donnerstag zusätzlich von 14.00 bis 18.00 Uhr. Weitere Informationen hält auch die Seite des Gesundheitsministeriums bereit: https://s.bayern.de/post-vac

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Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und PflegeMünchen

Quellenangaben

www.stmgp.bayern.de/

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