Holetschek zum Welttag der Seelischen Gesundheit: Folgen psychischer Belastungen verstärkt in den Blick nehmen – Versorgungsangebote werden in Bayern häufiger genutzt

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08.10.2022 08:15 Uhr
München

Anlässlich des diesjährigen Welttages der Seelischen Gesundheit am 10. Oktober hat Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek dazu aufgerufen, die psychische Gesundheit verstärkt in den Blick zu nehmen. Holetschek betonte am Samstag: „Die psychischen Belastungen gerade auch im Hinblick auf die Corona-Pandemie, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie infolge der Herausforderungen des Klimawandels sind ausgesprochen vielfältig und weiterhin sehr hoch. Deshalb ist es umso wichtiger, jetzt verstärkt auf die psychische Gesundheit zu achten und sich bei Bedarf rechtzeitig fachkundige Unterstützung zu holen.“

In Deutschland wie auch in Bayern hat etwa ein Drittel der Bevölkerung im Laufe eines Jahres eine klinisch relevante psychische Beeinträchtigung. Depressionen sind dabei eine der häufigsten Diagnosen.

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) präsentierte anlässlich des Welttages Zahlen für Bayern und wies auf Behandlungsmöglichkeiten und Präventionskampagnen hin. Ein wichtiges Resultat: Psychische Erkrankungen werden häufiger erkannt und vorhandene Versorgungsangebote gleichzeitig stärker genutzt.

Gemäß der GEDA-Studie („Gesundheit in Deutschland aktuell“, 2019/2020) des Robert Koch-Instituts (RKI) hatten 7,3 Prozent der Erwachsenen in Bayern eine depressive Symptomatik (Frauen 8,3%; Männer 6,0%). Rund 45.000 Personen in Bayern wurden im Jahr 2020 aufgrund einer Depression vollstationär behandelt, darunter etwa 3.500 Kinder und Jugendliche. Prof. Dr. med. Caroline Herr, Mitglied der Amtsleitung am LGL, ergänzte: „Vor allem die Corona-Pandemie ging insbesondere für Kinder und Jugendliche mit erheblichen psychischen Belastungen, auch mit depressiver Symptomatik, einher.“

Laut dem Kinder- und Jugendreport 2021 der Krankenkasse DAK-Gesundheit ist die Depressions-Neuerkrankungsrate bei den 11-15-Jährigen in Bayern im Jahr 2020 – vermutlich Corona-bedingt – im Vergleich zu 2019 um elf Prozent gestiegen. Das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) setzt sich aktiv für die Prävention und weitere Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen ein. So wird aktuell beispielsweise mit dem Magazin „MucklMAG“ der Fokus auf jüngere Kinder und ihre Familien und deren Belastungen im Zuge der Corona-Pandemie gelegt (https://www.muckl-mag.de/).

Die DAK spricht darüber hinaus auch langfristig von insgesamt steigenden Zahlen für Bayern: So nehmen beispielsweise Arbeitsunfähigkeitstage infolge psychischer Störungen seit vielen Jahren zu, die meisten Fehltage entfallen dabei auf die Depressionen. Dieser langfristige Trend belegt jedoch nicht, dass die Erkrankungen an sich häufiger werden. Vielmehr ist von einem Anstieg diagnostizierter und gegebenenfalls in der Folge auch zu versorgender Fälle (ambulant und stationär) auszugehen. Darauf weist z. B. das RKI in seinem aktuellen Bericht Psychische Gesundheit in Deutschland 2021 hin.

Der Zuwachs der Fälle im Versorgungssystem zeugt vor allem davon, dass die Sensibilität bei der Ärzteschaft steigt, die Scham bei den erkrankten Personen sinkt und so insgesamt mehr Erkrankungen erkannt und behandelt werden können. „Die meisten psychischen Störungen sind gut therapierbar, wenn sie frühzeitig diagnostiziert werden. Oft finden jedoch Betroffene, gerade auch depressiv Erkrankte, zu spät den Weg in die Versorgung. Hier gilt es, die Gesellschaft noch besser darüber aufzuklären, dass psychische Störungen kein seltenes Schicksal und zudem kein Grund für Scham sind“, führte Prof. Herr aus.

Einen umfassenden Überblick über die Situation der psychiatrischen Versorgung in Bayern eröffnet der vom LGL erstellte und vom StMGP herausgegebene erste bayerische Psychiatriebericht (2021). Die bayerische Psychiatrieberichterstattung soll dabei auch weiterhin Potenziale für Änderungsbedarfe deutlich machen und Schlussfolgerungen für die künftige Ausgestaltung und Weiterentwicklung einer bedarfsgerechten Unterstützung von Betroffenen zulassen.

Gesundheitsminister Holetschek betonte: „Existenzielle Ängste, Sorgen, Überforderung im Alltag, Einsamkeit – jeder Mensch kann in eine psychische Notlage geraten. Neben dem in Bayern vorhandenen differenzierten psychiatrischen und psychosozialen Versorgungssystem auf hohem Niveau sind daher die in Bayern flächendeckend und jederzeit verfügbaren richtungsweisenden Krisendienste von großer Bedeutung.“

Seit über einem Jahr sind die Krisendienste für Menschen in psychischen Notlagen in Bayern rund um die Uhr telefonisch erreichbar (kostenfreie Rufnummer: 0800/6553000). Es können sich auch Angehörige, Bezugspersonen sowie Personen aus dem Lebensumfeld von Menschen in psychischen Krisen an den Krisendienst wenden. Bei Bedarf können mobile Einsatzteams zu den Hilfesuchenden vor Ort kommen (https://www.krisendienste.bayern/). Holetschek sagte: „Aufbau, Betrieb und Weiterentwicklung der Krisendienste waren und sind nur dank des großen Engagements aller Beteiligten möglich. Ich danke den Bezirken, der Freien Wohlfahrtspflege Bayern und allen, die an dieser erfolgreichen und für die Menschen in Bayern so wertvollen Arbeit beteiligt sind.“

Zudem hat sich das Versorgungsangebot in den vergangenen Jahren stark verbessert. Beispielsweise nahmen 2021 in Bayern 3.601 Psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie 1.249 Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeutinnen und -therapeuten an der vertragsärztlichen Versorgung teil, dies ist ein Anstieg um 37 Prozent bzw. 57 Prozent gegenüber 2015.

Der Minister erläuterte: „Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen sind längst zu Volkskrankheiten geworden. Wir brauchen deshalb auch zukünftig moderne Versorgungsstrukturen mit niedrigschwelligen, wohnortnahen und frühzeitigen Unterstützungs- und Behandlungsmöglichkeiten, die den Betroffenen in den Mittelpunkt stellen. Von zentraler Bedeutung ist, dass sich Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht von der Gesellschaft ausgegrenzt fühlen, sondern akzeptiert und inkludiert. Dafür setze ich mich als Gesundheitsminister ein.“

Weitere aktuelle Informationen zu Hilfeangeboten, Projekten und Kampagnen sowie Tipps rund um die seelische Gesundheit können der Webseite des StMGP entnommen werden, dort ist auch der erste bayerische Psychiatriebericht als Download verfügbar (https://www.stmgp.bayern.de/vorsorge/psychische-gesundheit/ sowie https://www.stmgp.bayern.de/coronavirus/psychisch-gesund/

Der Beitrag Holetschek zum Welttag der Seelischen Gesundheit: Folgen psychischer Belastungen verstärkt in den Blick nehmen – Versorgungsangebote werden in Bayern häufiger genutzt erschien zuerst auf Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege.


Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und PflegeMünchen

Quellenangaben

www.stmgp.bayern.de/

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