S´Wossaveglsinga im Bayerwald zu Pfingsten

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31.05.2022 14:30 Uhr

„Heid is´de Heil´ge Pfingstnacht, hod da Heil´ge Geist gsogt“

S´Wossaveglsinga im Bayerwald

Dr. Fritz Haselbeck

Am Pfingstsonntag ziehen in manchen Bayerwalddörfern nach alter Tradition wieder Burschen in wetterfester Kleidung von Haus zu Haus. Dabei werden die Sänger, die „Wossavegl“ (Wasservögel) von den Balkonen oder vom Garten aus mit Wasser begossen: „D´Wossavegl muaß ma giaßn, sunst dats es ja vadriaßn!“ Bei diesem Brauch handelt es sich um ein althergebrachtes Singen mit einer Reihe neckischer Strophen, durch das ein fruchtbares Jahr herbeigerufen werden sollte. Man will damit, so weiß man, vor allem einen trocknen, dürren Sommer abhalten. Das Wasser galt schon in alter Zeit als Element und Symbol des guten Wachstums und der Fruchtbarkeit. Diese Fruchtbarkeizt wird auch im übertragenen Sinn gesehen: „Und wos ma enk na wünschn, afs Joahr an junga Prinzn!“ In dem Pfingstbrauch wird aber auch der Widerstreit zwischen Winter und Sommer gesehen, den man zugunsten der warmen Jahreszeit beenden will. Auich der religiöse Charakter des Pfingstfestes wird mitbedacht und spielt zum Eingang des Gesangs eine wichtige Rolle: „Wir reisn über greane Wies, begegnet uns da Jesu Christ!“ oder „Wir reisn über greane Au, begegnet uns de liabe Frau!“

Die „Wasservögel“ bilden eine Gruppe junger Burschen, die im Dorf Anwesen aufsuchen, um für ihr Singen, das im Kern mit guten Wünschen verbunden ist, milde Gaben zu erbitten: „Jetz hean ma d´Schlüssln klinga, wos wearns uns denn ois bringa?“ Nach alter Tradition wird im Dorf Herzogsreut das „Wossaveglssinga“ noch in unverfälschter Form durchgeführt. Christoph Reichhart hat dort die Fäden sicher in der Hand und führt die Sängergruppe nach fest geordneten Regeln und in vorbildlicher Disziplin. Er legt Wert auf gutes Einvernehmen unter den jungen Truppe und freundlich willkommenes Auftreten vor den Häusern. Die Wasservogelgruppe besteht aus Vorausssinger, dem „Oiakoda“ (Eierkater) sowie aus Begleitern, die in den Refrain des Wasservogelliedes einstimmen: „Abends schlofts ned, abends schlofts ned, abends, da reisen wir daher!“  Um sich von der nassen „Himmelsgabe“ gut zu schützen, tragen dieTeilnehmer wohlweißlich wasserfeste Umhänge und Hüte, die mit Tannenzweigen besteckt sind. Denn noch während des Gesangs schicken sich die Hausleute mit vollem Eifer an, in Eimern und Kübeln Wasser auf die Sänger zu schütten. Leider gerät das schöne Pfingstbrauchtum mancherorts aus den Fugen, indem die Gesangstexte bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt werden, aus dem klangvollen Singen nur ein verwaschenes „Pfingstschreien“ wird, und unter starkem Alkoholeinfluss jeder echte Brauchtumscharakter verloren geht und der Sinn alter Überlieferung bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt wird. Kreisheimatpfleger Gerhard Ruhland, Freyung, hat sich des Baruchtums zum „Wasservögelsingen“ im Bayerischen Wald angenommen und zentrale Wesensaspekte herausgearbeitet und aufgezeichnet.


- DH



Quellenangaben


Bildupload: Dr. Fritz Haselbeck

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