Über 30 Jahre in Diensten des wilden Waldes

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02.04.2022
Spiegelau

„Schon als Kinder haben wir auf dem heutigen Areal des Waldspielgeländes immer Fußball gespielt. Früher hat es solche Einrichtungen wie heute auch noch nicht gegeben, da sind wir immer in den Wald zum Spielen gegangen“, erinnert sich der 65-jährige Werner Kaatz an seine Kindheit im Bayerischen Wald. Der gebürtige Spiegelauer hat als langjähriger Leiter der Dienststelle Riedlhütte die Entwicklung des Nationalparks mitgeprägt. 30 Jahre war er verantwortlich für das 5.500 Hektar umfassende und damit größte Forstrevier im Park. Seit 1. Januar genießt Werner Kaatz nun seinen wohlverdienten Ruhestand.

„Da kann man anderen zeigen, was der Wald an Kraft hat“

„Warum ich damals Förster werden wollte, kann ich gar nicht sagen. Das war so ein Bauchgefühl, vielleicht, weil ich von Anfang an vom Wald geprägt war“, sagt der 65-Jährige in der Rückschau. Umso mehr überrascht es, dass Werner Kaatz zunächst eine andere berufliche Richtung einschlagen wollte. Mitte der 70er Jahre absolvierte er eine Lehre zum Reiseverkehrskaufmann und zog dafür in die Bayerische Landeshauptstadt München. Mit 21 Jahren machte Kaatz schließlich doch noch sein Fachabitur und begann Forstwirtschaft zu studieren. Ein Anruf vom damaligen Nationalparkleiter Hans Bibelriether lockte ihn schließlich und endgültig zurück in den Bayerischen Wald und in die Dienste des Nationalparks. Dabei blieb er insgesamt 32 Jahre. „Das habe ich nie bereut. Ich hätte mir wirklich nichts Schöneres vorstellen können“, sagt der 65-Jährige heute. „Du hast Kontakt mit Leuten, kannst Naturschutz betreiben und dein Wissen weitergeben, bei Führungen zum Beispiel. Da kann man anderen zeigen, was der Wald für eine Kraft hat.“

Werner Kaatz mit seiner Hündin Caja an einem seiner Lieblingsplätze im Waldspielgelände in Spiegelau, der Spechthöhle.
Werner Kaatz mit seiner Hündin Caja an einem seiner Lieblingsplätze im Waldspielgelände in Spiegelau, der Spechthöhle.


Viel Kraft und Energie hat Werner Kaatz auch selbst in den Nationalpark investiert. Das Borkenkäfermanagement in den Randzonen gehörten genauso zu seinen Aufgaben wie die Betreuung und Instandhaltung von Erholungs- und Freizeiteinrichtungen, wie die Kneippanlage oder das Waldspielgelände in Spiegelau. „In einem Spielbereich, in dem täglich hunderte Kinder da sein können, mitten im Wald, der naturnah sein soll, für möglichst viel Sicherheit zu sorgen, ist eine Herausforderung.“ Damit meint Werner Kaatz nicht nur die Sicherung von morschen Ästen und Bäumen. Auch die zahlreichen Spielgeräte in dem weitläufigen Areal hat seine Dienststelle meist selbst gebaut und dabei bewusst Wert auf große Stabilität gelegt. „Ich habe leider miterleben müssen, dass der Vandalismus in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Wir haben schon angesägte Seile, gelöste Schrauben und vieles mehr hier im Waldspielgelände gesehen, deshalb achten wir beim Bau neuer Spielgeräte besonders auf deren Robustheit.“ Auch eines seiner letzten Projekte, die „Spechthöhle“ am Rand des Waldspielgeländes, wurde besonders stabil in einen rund ein Meter dicken Baumstamm hinein gezimmert. Immer wichtiger wurde in den letzten Jahren aber auch das Thema Barrierefreiheit und so freut es Werner Kaatz, dass das Waldspielgelände auch für Kinder und Jugendliche mit Handicap inzwischen viele tolle Erlebnisse, wie einen Duft- und Barfuß-Pfad, bietet.

Herausfordernde Anfangszeit in den 1990ern

„Ich habe auch schon zweimal den Seelensteig bei Spiegelau komplett neu gebaut“, sagt Werner Kaatz etwas stolz über einen seiner Lieblingsplätze im Nationalpark. „Dort kann man einfach extrem gut sehen, wie sich unser Wald in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat - hin zu mehr Struktur und mehr Vielfalt.“ Noch gut kann sich der 65-Jährige an die ersten herausfordernden Jahre als Dienststellenleiter erinnern, als auch in seinem Revier hektarweise Fichtenwald vom Borkenkäfer befallen wurde. „Das war schon nicht leicht damals auf dem Dorf, im Wirtshaus, auf dem Fußballplatz. Da haben die Leute oft zu mir gesagt: ,Seits ihr narrisch, alles braun, alles kaputt.‘ Aber ich habe nie daran gezweifelt, dass sich unser Wald wieder erholt. Es hat halt nur ein wenig Geduld gebraucht und heute ist die Meinung in der Bevölkerung auch eine ganz andere als damals.“

Werner Kaatz (Mitte) wurde nun von Franz Baierl, dem Leiter des Sachgebietes Wald- und Flächenmanagement (links), und Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl offiziell verabschiedet.
Werner Kaatz (Mitte) wurde nun von Franz Baierl, dem Leiter des Sachgebietes Wald- und Flächenmanagement (links), und Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl offiziell verabschiedet.


Werner Kaatz hat den Nationalpark immer schon befürwortet und als Entwicklungschance für die Natur und die Region betrachtet - und auch als Chance für die Menschen. Und so hat er sich vorgenommen, weiterhin ein Fürsprecher für das Schutzgebiet zu sein und ab und zu vielleicht noch Führungen für Besucher zu machen. Besonders genießen will er lange Spaziergänge mit seiner Hündin Caja durch sein ehemaliges Revier, allerdings mit einem nicht mehr ganz so dienstlichen Blick in die Baumkronen. Sonst hat er noch keine großen Pläne für den Ruhestand. „Ich will einfach das tun was ich gerne tue und mehr spontan unternehmen“, sagt Werner Kaatz. Sein ehemaliges Revier ist derweilen in guten Händen. Josef Weghofer, der Leiter der Dienststelle Frauenau, betreut das Nachbargebiet Riedelhütte derzeit mit.

Bereits Ende 2021 trat Werner Kaatz seinen wohlverdienten Ruhestand an. Seine offizielle Verabschiedung im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Hans-Eisenmann-Haus konnte coronabedingt erst jetzt durchgeführt werden.


- SB


Nationalparkverwaltung Bayerischer WaldGrafenau

Quellenangaben

Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald

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