Fünftklässler des Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasiums auf Klassenfahrt
„Was macht Corona mit unseren Kindern?“ Unter derlei Schlagzeilen wird momentan in Medienberichten versucht, die Auswirkungen der Pandemie auf die Jüngsten unserer Gesellschaft aufzuarbeiten. Deren Bildungsweg war in den vergangenen beiden Schuljahren mehr als holprig gepflastert, so dass die vorgesehene Wegstrecke nicht in der herkömmlichen Weise zurückgelegt werden konnte und sich mehr oder weniger große Bildungsrückstände aufgetan haben. Zudem mussten die Kinder diesen Weg über längere Phasen alleine, isoliert in der Familie, lediglich auf virtuelle schulische Kontakte beschränkt gehen. Schule als reale Sozialisationsinstanz und Begegnungsstätte mit Gleichaltrigen fand über lange Monate nicht statt.
Vor diesem Hintergrund war es umso erfreulicher, dass das LLG seine im Vorjahr erstmals unterbrochene lange Tradition wieder aufnehmen und mit den 5. Klassen die sogenannten Kennenlerntage durchführen konnte, eine mehrtägige Schulfahrt, die das Einleben an der neuen Schule erleichtern und die Klassengemeinschaft stärken soll. Kurz vor den Herbstferien machte man sich auf nach Landshut. Bei den Besprechungen im Vorfeld der Fahrt war die Vorfreude der Kinder auf dieses Gemeinschaftserlebnis förmlich mit Händen zu greifen.
Fünftklässler in der Ausstellung des Bildhauers Peter Mayer
Zwei Tage lang stand die Geschichte der niederbayerischen Herzogsstadt auf dem Programm. Der Höhepunkt der Stadtführung war die Besichtigung des beeindruckenden Prunksaales im Rathaus, der erst seit kurzem wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Anhand des Wand-Umlaufgemäldes, das verschiedene Szenen der Landshuter Hochzeit zeigt, erfuhren die Schüler den historischen Hintergrund zu dem Ereignis, das die Grundlage für das heutige, weit über die Grenzen Landshuts hinaus bekannte Historienspektakel bildet. Ein weiterer Programmpunkt führte die Neugymnasiasten in die Martinskirche, das Wahrzeichen der Stadt mit dem höchsten Backsteinturm der Welt. Nicht fehlen durfte natürlich die majestätisch über der Stadt thronende Burg Trausnitz, die Stammburg der Wittelsbacher. Als Ersatz für eine Führung, die aufgrund der Pandemieeinschränkungen nicht möglich war, wurden die Schüler in Gruppen losgeschickt, um anhand von kniffligen Suchaufgaben die weitläufigen Räumlichkeiten der Burg auf eigene Faust zu erkunden. Auf diese Weise konnte ihr Interesse auch an der „Kunst- und Wunderkammer“ geweckt werden, die mit rund 750 von den Wittelsbacher Herzögen gesammelten Exponaten Kunstvolles, Exotisches und Kurioses vereint. Mit zeitgenössischer Kunst nach 1945 wurden die Kinder in der Heilig-Geist-Kirche konfrontiert, die heute als Ort für Ausstellungen der Museen der Stadt Landshut genutzt wird. Aktuell sind dort Werke des 2009 verstorbenen Oberpfälzer Bildhauers Peter Mayer ausgestellt. Seine Skulpturen stellen Misch- und Fabelwesen aus Ton in Verbindung mit Bronze dar. Das museumsdidaktische Konzept regte die Schüler dazu an, ihre Assoziationen zu den Kunstwerken zu formulieren und anschließend selbst künstlerisch tätig zu werden, indem sie eigene Skulpturen aus Ton herstellten.
Fünftklässler vor der Heilig-Geist Kirche
Trotz des straffen Rahmenprogramms blieb an den Abenden genügend freie Zeit in der Jugendherberge Ottonianum, die im schön restaurierten Gebäude der ehemaligen herzoglichen Gießerei unterhalb der Burg untergebracht ist. Spannende Kickerturniere, Tischtennis, Bewegungsspiele im Freien und Gemeinschaftsspiele in den Aufenthaltsräumen sorgten für Spaß. Ein besonderes Highlight dabei war der Auftritt des Hofzauberers Christoph, der mit seinen geschickt in die Vorführungen eingeflochtenen Erzählungen den Kindern ein anschauliches Bild von den Lebensbedingungen des fahrenden Volkes im Mittelalter vermittelte, vor allem aber sein Publikum mit verblüffenden Zaubertricks, die die Gesetze der Physik aufzuheben scheinen, in ungläubiges Staunen versetzte.
Am Morgen des dritten Tages mussten leider schon wieder die Koffer gepackt werden. Für die meisten Teilnehmer war die Zeit des kurzweiligen Ausfluges viel zu schnell verflogen. Sie durften wieder das erleben, was ein Leben lang von der Schulzeit in der Erinnerung haften bleibt: einen mehrtägigen Schulausflug.