Wenn Kinder und Jugendliche die Welt anders sehen

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03.11.2021
Passau

Autistische Störungen gehören zu gravierenden kindlichen Entwicklungsstörungen. Statistisch ist ein Kind von 100 davon betroffen. Die jungen Menschen sehen die Welt auf eine ganz besondere Weise und verhalten sich anders.

So entstehen im Alltag häufig Missverständnisse und Konflikte. Über die Auswirkungen der Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) auf die Gesamtentwicklung des Kindes und der Familie, die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten haben Fachleute am Donnerstag, 28. Oktober, beraten. Im Caritas-Förderzentrum Don Bosco-Schule informierte die Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Josefinum in Augsburg, Prof. Dr. med. Michele Noterdaeme.

Es ging um Störungen der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung, die sich auf die Entwicklung der sozialen Interaktion, der Kommunikation und des Verhaltens auswirken. Die Expertin betonte eine frühe Diagnose sowie eine spezifische Beratung und Behandlung. Auch wenn ASS ein Leben lang bestehen bleibe, sei man der Erkrankung nicht schicksalhaft ausgeliefert. Es gebe Wege und Hilfen zu einer verbesserten Wahrnehmung und Lebensqualität.

Prof. Dr. med. Michele Noterdaeme, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Josefinum in Augsburg: Man ist der Erkrankung nicht ausgeliefert. Frühe Diagnose, spezifische Beratung und Behandlung ermöglichen Lebensqualität.

Prof. Dr. med. Michele Noterdaeme, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Josefinum in Augsburg: Man ist der Erkrankung nicht ausgeliefert. Frühe Diagnose, spezifische Beratung und Behandlung ermöglichen Lebensqualität.

Autistische Kinder seien eine große Herausforderung für Eltern und das Umfeld, so die Chefärztin. Diese jungen Menschen würden spezielle Interessen und ungewöhnliche Fertigkeiten entwickeln. Gleichzeitig erschwerten ihr eigenartiges Verhalten und unvorhersehbare Reaktionen die Beziehung zu anderen Menschen. ASS seien oft verkannt und die Diagnose aufgrund psychischer Begleitstörungen wie Ängste, Schlaf- und Essstörungen, manchmal sehr schwierig. So komme den Eltern eine besondere Rolle zu. Sie müssten mit dazu beitragen, die Erkrankung zu erkennen, sie annehmen und sich in Diagnose und Therapie einbringen. Es sei ein Netzwerk aus Ärzteschaft, Psychiatrie, Sozial- und Heilpädagogik nötig, um gemeinsam Wege zu finden, unterstrich sie vor rund 50 Vertreter/-innen aus diesen Berufsgruppen beim Fachtag im Caritas-Förderzentrum. Man könne ASS nicht einfach „wegtherapieren“, aber die Lebenssituation entscheidend verbessern, damit die Betroffenen ein zufriedenes Leben führen können. So unterschiedlich sich die ursächlichen Faktoren für ASS darstellen, so vielfältig und jeweils an den Bedürfnissen des Einzelnen ausgerichtet, sind auch die pädagogischen und therapeutischen Ansätze.

Schlüssel sei eine frühe Erkennung für die klinische Diagnose und die folgende Behandlung. Die frühe Beratung sei sehr wichtig, betonte auch Gerhard Krinninger, Leiter der Caritas-Frühförderung. Wenn zum Beispiel Kinder in Kitas auffällig würden oder Eltern selbst Auffälligkeiten wahrnehmen, könne man bereits vor Schulbeginn zielgenaue Hilfen einleiten. Martin Hobelsberger, Leiter der Heilpäd. Tagesstätte des Caritas-Förderzentrums Don Bosco-Schule und Fachbereichsleiter Tagesstätten, ergänzt, dass die betroffenen jungen Leute viel Verständnis brauchen, weil sie oft in einer eigenen Welt leben würden. Das bestätigt auch die Erfahrung von Frederic Müller, der im Fachdienst ASS der Don-Bosco-Tagesstätte für derzeit 25 betroffene junge Menschen verantwortlich ist. Die Drei hatten die Fachtagung vorbereitet.

Beim Fachtag zu Autismus-Spektrum-Störungen v.li: Frederic Müller, Fachdienst ASS der Don-Bosco-Tagesstätte, Astrid Wegerbauer, Abteilungsleiterin „Behindertenhilfe und Psychiatrie“, Martin Hobelsberger, Leiter der Heilpäd. Tages-stätte Don Bosco-Schule und Fachbereichsleiter Tagesstätten, Prof. Dr. med. Michele Noterdaeme, Chefärztin am Josefinum in Augsburg, und Gerhard Krinninger, Leiter der Caritas-Frühförderung.

Beim Fachtag zu Autismus-Spektrum-Störungen v.li: Frederic Müller, Fachdienst ASS der Don-Bosco-Tagesstätte, Astrid Wegerbauer, Abteilungsleiterin „Behindertenhilfe und Psychiatrie“, Martin Hobelsberger, Leiter der Heilpäd. Tagesstätte Don Bosco-Schule und Fachbereichsleiter Tagesstätten, Prof. Dr. med. Michele Noterdaeme, Chefärztin am Josefinum in Augsburg, und Gerhard Krinninger, Leiter der Caritas-Frühförderung.

Astrid Wegerbauer, die Abteilungsleiterin „Behindertenhilfe und Psychiatrie“ im Diözesan-Caritasverband verwies beim Fachtag auf die steigenden Erkrankungszahlen und das Recht auf Teilhabe. „Damit rücken Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung immer mehr in das Zentrum unserer Gesellschaft“. Der Caritasverband für die Diözese Passau e. V. betreue in vielen Einrichtungen Betroffene und deren Angehörige: angefangen bei Kindertageseinrichtungen, Schulvorbereitenden Einrichtungen und Frühförderungsdienst, über Schulen und Heilpädagogische Tagesstätten bis hin zu Werkstätten und Wohnheimen. So bildet sich ein breites Netzwerk zusammen mit kinder- und jugendpsychiatrischen Fachstellen, dem Sozialpädiatrischen Zentrum der Kinderklinik Dritter Orden in Passau bis hin zum Netzwerk Autismus Niederbayern.


- NG


Caritasverband für die Diözese Passau e. V.Passau


Quellenangaben

Caritasverband für die Diözese Passau e.V.
Bildupload: Nicole Gabler Nicole Gabler

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