Kunst & Handwerk – Der Glasmacher

zurück zur Übersicht
07.10.2021
Riedlhütte

Schon 5000 v. Chr. wurden Funde von glasartigen Materialien aus Ägypten entdeckt. Glashütten gibt es seit dem 14. Jahrhundert in böhmischen Gebieten. Danach siedelten sich diese auch in Bayern an. Hier im Bayerischen Wald gibt es die Kunst seit dem späten 14. Jahrhundert. Die ersten Glashütten im Bayerischen Wald waren sogenannte „Wanderglashütten“. Quarzsand, Pottasche und Kalk, das sind die drei wesentlichen Bestandteile von Glas. Pottasche wird aus Buchenholz hergestellt. Da hierzulande großer Waldreichtum vorhanden war und diese Teile nicht besiedelt oder landwirtschaftlich genutzt werden konnten, kam das den Glasmachern zugute und sie bauten ihre Glashütten immer an einem anderen Ort wieder auf, wo noch genügend Holz vorhanden war.

 

Nach den Wanderglashütten kamen die Firmen, die feste Standorte hatten und auch Technik und Maschinen hielten Einzug in die Hütten. Leider gibt es davon nur noch sehr wenige. Einer davon ist Glasscherben Köck in Riedlhütte - Familie Köck betreibt die Glashütte hier noch. Glasmacher Florian Köck und seine Frau Tanja habe ich zu einem Gespräch getroffen.

 

Glaskünstler Florian Köck
Glaskünstler Florian Köck

 

„Wer sich dafür entscheidet, das Glasmacherhandwerk zu erlernen, geht normalerweise zur Glasfachschule in Zwiesel“, erklärt mir Florian Köck. Auch er selbst besuchte diese drei Jahre lang. Hier werden die Grundlagen gelehrt. Ursprünglich lernte er Glasapparatebauer, hier war er auch erster Bundessieger. Jedoch erlernte er zusätzlich noch das „alte“ Handwerk von seinem Vater, Erhard Köck. Dieser hat sich 1994 in Riedlhütte eine kleine Glasmacherstube in der Garage eingerichtet – die kleinste Glashütte Deutschlands - und Florian war damals immer fleißig mit dabei. Hier wird frei gearbeitet wie früher, alles ist Handarbeit. Seit 2010 ist er der Chef am Glasmacherofen und sein Vater assistiert ihm. „Die meisten Stücke kann man alleine nicht herstellen, dazu braucht man immer eine zweite oder sogar eine dritte Person“, erklärt mir Florian. Das stellt auch eines der größten Probleme dar. Es gibt kaum Nachwuchs an Glasmachern.

 

Die Glaskünstler Florian und Erhard Köck
Die Glaskünstler Florian und Erhard Köck

 

Der Arbeitstag beginnt um 5 Uhr früh. Hier wird der Ofen angeworfen und die Glaspellets für 30-40 kg Glas eingeschoben. „Früher, als es in Riedlhütte noch die großen Glashütten gab, verarbeiteten wir auch Glasscherben“, so Florian. Bis daraus flüssiges Glas wird, vergehen fünf Stunden bei 1100°C im Schmelzofen. „Das flüssige Glas muss hier bei uns an einem Tag verbraucht werden, da der Brenner täglich ausgeschaltet wird, um Energiekosten zu sparen“, erfahre ich von Florian. Es wird mit der Pfeife aus dem Ofen entnommen, danach können die verschiedensten Dinge daraus geformt werden. Kleine Figuren, Lampen, Gartenartikel, Anhänger und Glas in Verbindung mit anderen Materialien wie Holz, Stein oder Edelstahl. Je nachdem welches Werkstück entstehen soll, wird gepresst, gezogen, gewalzt oder geblasen. Nach der Produktion muss dem Objekt die Spannung entzogen werden. Das passiert im Kühlofen. Hier wird das Produkt langsam abgekühlt um Bruchschäden zu vermeiden.

 

Was der Glaskünstler Köck am Arbeitstag gestaltet, entscheidet er spontan. Er sieht sich im Laden um was fehlt und macht natürlich auch Auftragsarbeiten, ebenso können die Besucher auch bei der Produktion zusehen und vor der Coronazeit sogar selbst Hand anlegen.

Hier wird bei großer Hitze vor dem Glasofen, die oft sehr schwere Pfeife mit rund 5 kg Glas gedreht.Hier wird bei großer Hitze vor dem Glasofen die oft sehr schwere Pfeife mit rund 5 kg Glas gedreht.

 

Mit Hilfe von Schere, Zwackeisen und weiteren Werkzeugen entstehen dann die Glasunikate. „Die meisten Werkzeuge sind schon älter als ich“, schmunzelt Florian „viele Einheimische bringen alte Werkzeuge, die sie im Keller finden oder die noch zuhause herumstehen vorbei. Denn bei den Werkzeugen hat sich nicht viel verändert. Es ist wie vor 300 Jahren auch schon.“ Die entstandenen Stücke werden bei den Köck´s nicht nachgearbeitet.

 

Verschiedene Werkzeuge und Kunstwerke
Verschiedene Werkzeuge und Kunstwerke

 

Wenn man sich in der Produktionsstube, im Laden und im großen Waldglasgarten umsieht, findet man kaum transparentes Glas. Alles ist bunt. „Wir sind Farbmenschen“. Ebenfalls dürfen kleine Einschlüsse und Luftblasen vorhanden sein. „Jedes Stück ist handgemacht und ein Unikat“ und das schätzen die Käufer der Glasprodukte auch. Nach alter Glasmachertradition wird jedes Glas mundgeblasen, frei geformt und feuerveredelt.

 

Der Laden bei Glasscherben Köck
Der Laden bei Glasscherben Köck

 

Um die Farbe im Glas zu erhalten, wird dem transparenten Glas Farbglas beigemengt. Das Farbglas besteht aus Oxiden und färbt es dementsprechend ein, so färbt zum Beispiel zweiwertiges Kupferoxid blau, wenn es mit Gold vermengt wird, ergibt es rubinrot, eines der teuersten Glasfärbungen.

 

Farbglas
Farbglas

 

„Früher war das Glas aus dem Bayerischen Wald  immer grünlich gefärbt. Da der Quarz aus der Gegend mit sehr viel Eisenoxid angereichert ist. Dies nannte man Waldglas“, erklärt der Glasmacher.

 

Stücke aus Waldglas
Stücke aus Waldglas

 

Glasscherben Köck ist momentan die größte noch produzierende Glashütte im Landkreis Freyung-Grafenau. Die Köck´s machen das, weil es ihnen viel Freude bereitet, aber auch, damit das Handwerk nicht vergessen wird. So zeigen sie Schulklassen, Familien, Gruppen, Erwachsenen, also einfach jedem, der es sehen möchte, wie es funktioniert und wie toll die alte Handwerkskunst ist, um das Handwerk zu bewahren. Das Wissen und auch die damit verbundene Tradition soll nicht vergessen werden. „Seit 1450 wird in Riedlhütte Glas hergestellt. Das soll auch in Zukunft so bleiben“, schließt Florian die Unterhaltung.

 

Der Waldgarten bei Glasscherben Köck.
Der Waldgarten bei Glasscherben Köck.

 

Übrigens: Die Kunstwerke von Glasscherben Köck können auch auf WAIDLER.SHOP erworben werden.

 

Kontakt:

Glasscherben Köck

Fosthausstraße 2
94566 Riedlhütte

Tel.: 08553 / 2334

Fax: 08553 / 979 470

E-Mail: info@glasscherben-koeck.de


- CG


Glasscherben KöckFirmenpartner-BronzeWAIDLER Partner BronzeRiedlhütte
Serie: Kunst & HandwerkQualität statt Quantität - Kunst und Handwerk aus der Region sind wieder beliebter, denn je!


Quellenangaben

Fotos: Fotostudio Eder und Glasscherben Köck

Sie möchten Ihren Bericht regional bewerben?

Alle Informationen und Ihren Ansprechpartner finden Sie HIER.



Kommentare

Bitte registrieren Sie sich um hier Kommentare eintragen zu können!
» Jetzt kostenlos Registrieren oder haben Sie Loginprobleme?


Ähnliche Berichte

Wenn der Vater mit dem Sohne - Familie Köck in Riedlhütte bei ServusTVRiedlhütte Von Erfolgsgeschichten, die in Garagen beginnen, hört man öfter. Meist geht es dabei um neue Technologien, um Zukunftsvisionen - etwa aus der Computerbranche in der 1970-er Jahren. Es geht aber auch anders, wie die Familie Köck aus Riedlhütte beweist: Mit einem alten, ehrwürdigen Handwerk des Bayerischen Waldes, dem Glasmachen. TV-Bericht am Samstag, 19. August 2023, 18:20 Uhr - ServusTV Deutschland.Mehr Anzeigen 16.08.2023Ein Schmuckstück an der Ilz - Die RosenbergersägeSchönberg Heute führt mich mein Weg auf verschlungenen Forstwegen, vorbei an Wiesen und Wäldern entlang der Ilz bzw. der "schwarzen Perle", wie man den Fluss hier auch oft nennt, zu einem etwas verborgenen Haus. Hier, direkt am Fluss angrenzend, steht die Rosenbergersäge.Mehr Anzeigen 29.09.2020Bei den Köcks werden seit 25 Jahren aus Scherben Schätze gemachtRiedlhütte Meterhohe Bäume, bunte Blumen, ein Storch auf einem Kamin, ein riesiger Maibaum und dazwischen die heilige Familie und das alles aus buntem Glas. Das gibt es in Riedlhütte bei Glasscherben Köck zu bestaunen. Auf dem rund 1500 Quadratmeter großen Areal haben sich Erhard und Florian Köck einen Wald-Glas-Garten erschaffen, den man nicht so oft finden kann.Mehr Anzeigen 15.05.2019Regionale Kunst und Handwerk: Erwin Schmierer, GlasgravurSpiegelau (Beiwald) Viele der von ihm praktizierten Techniken der Glasbearbeitung hat sich Erwin Schmierer selbst beigebracht.Mehr Anzeigen 22.07.2015Regionale Kunst und Handwerk: Rainer Metzger, MalerFrauenau Der gelernte Glasmaler Rainer Metzger lässt sich bei der Kreation seiner Glasobjekte und Bilder von der Magie des Augenblicks leiten.Mehr Anzeigen 19.06.2015Regionale Kunst und Handwerk: Glasmuseum FrauenauFrauenau Regionale Identität auf höchstem Niveau: Das Glasmuseum Frauenau widmet sich der großen Tradition der Glaskunst und des Glashandwerks im Bayerischen Wald und darüber hinaus.Mehr Anzeigen 03.03.2015