Über Qualität und Regionaliät
Was Corona lange Zeit unmöglich gemacht hatte, wurde nun nachgeholt. Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich traf sich mit Lindbergs erstem Bürgermeister Gerd Lorenz und dessen Stellvertreter Eugen Stadler im Sitzungssaal der Gemeinde. Im Mittelpunkt des Austausches standen einige Initiativen des Bezirks, die Heinrich den Gemeindevertretern vorstellen wollte.
Zunächst machte er auf das Projekt „Genussregion Niederbayern“ aufmerksam, das 2020 vom Bezirk und vom Amt für ländliche Entwicklung ins Leben gerufen wurde. Ziel des Projektes ist es, regionale Lebensmittelkreisläufe zu stärken und den Fokus auf qualitativ hochwertige Produkte vor Ort zu richten. „Für manche Produzenten kann ein zusätzlicher Vertriebsweg helfen, Existenzen zu sichern. Gerade wenn bei Landwirten auch die Übergabe eines Hofes ansteht“, so Heinrich. Regional und saisonal seien zwar im Trend, in der Praxis scheitere es zum einen an der Bereitschaft der Konsumenten, höhere Preise zu zahlen. Zum anderen, so Heinrich, wüssten aber viele Menschen gar nicht, wo es welche Produkte gebe. „Es geht nur über die Qualität“, war sich Eugen Stadler sicher, der genauso wie erster Bürgermeister Lorenz erfreut über diese Initiative ist. Die Gemeinde könne das Projekt fördern, indem etwa Informationen über Produzenten vor Ort an den Projektleiter Lukas Dillinger herangetragen werden, um einen Erstkontakt herzustellen.
Über die hohe Qualität der Fischzucht im Fischereilichen Lehr- und Beispielbetrieb Lindbergmühle hatten sich die Lindberger kürzlich bei einer Führung ein Bild gemacht. Olaf Heinrich zeigte sich optimistisch, dass Qualitätsfisch aus der Region in Zukunft beste Chancen auf dem Markt habe. „Viele wollen schon heute kein Pangasiusfilet mehr kaufen und dieser Trend wird sich weiter durchsetzen.“
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich mit dem 1. Bürgermeister von Lindberg, Gerd Lorenz (l.) sowie dem stellvertretenden Bürgermeister Eugen Stadler.
Genauso wie bei Lebensmitteln sollte man aber auch bei der Holzwirtschaft stärker regional denken, so Heinrich. Er will deshalb eine Initiative starten, bei der die regionale Holzwirtschaft als Kreislauf unterstützt werden soll. Helfen sollen dabei die positiven Erfahrungen eines in Franken gegründeten und seither deutschlandweit gut etablierten Zertifizierungssystems, das man auf Niederbayern übertragen könnte.
„Bei uns schlummert ein Riese“, so Eugen Stadler, der damit den immens hohen jährlichen Holzzuwachs im Landkreis Regen außerhalb des Nationalparks meinte. „Wir alle schätzen den Nationalpark sehr und auch die jüngste Erweiterung in der Gemeinde Mauth wurde parteiübergreifend befürwortet. Dass aber nun von einzelnen diskutiert wird, weitere tausende Hektar im Unteren Bayerischen Wald aus der Nutzung zu nehmen, das ist maßlos übertrieben“, so Heinrich, der auf die noch bestehenden kleineren und mittleren holzverarbeitenden Betriebe der Region hinwies, denen man so die Lebensgrundlage entziehen würde. „Viel sinnvoller ist es, unser Holz hier vor Ort zu nutzen, anstatt es nach China zu exportieren.“
Während bei Ausschreibungen die öffentliche Hand hier eine große Wirkung erzielen könnte, sieht es mit Lösungen gegen das Wirtshaussterben anders aus. „In zehn Jahren wird man in Lindberg wohl nicht mehr essen gehen können“, vermutet Gerd Lorenz und fragte Heinrich, ob man als Gemeinde dabei konkret gegensteuern könne. Einfache Lösungen gebe es nicht. Immerhin sei es nun nach vielen Monaten wieder möglich, sich zu begegnen und auszutauschen. Und das – so war man sich einig – will man auch in dieser Runde bald wiederholen.