Perlesreut. Die ILE Ilzer Land veranstaltete in der Bauhütte einen Infoabend zur Stress-Studie, die in Kooperation zwischen der Universitätsklinik Oldenburg und Silvia Braumandl von GrenZENlos Naturseminare im Raum Oldenburg und nun auch im Ilzer Land im Jahr 2018 stattfinden wird. Der wissenschaftliche Titel der Pilotstudie: „Prüfung der Wirksamkeit einer achtsamkeitsbasierten Naturerlebnisintervention in der beruflichen Stress-Prävention.“ Silvia Braumandl und Dr. Bernhard Becker hatten nicht nur Vorträge zu den Hintergründen und Inhalten der Studie mitgebracht, sondern boten zum Abschluss des Vortragsabends außerdem eine 15-minütige Achtsamkeitsübung an, woran alle Anwesenden begeistert mitmachten. Die Geschäftsführerin der ILE Ilzer Land, Valeska von Karpowitz, begrüßte alle, die der Einladung in die Bauhütte gefolgt waren, darunter Bürgermeister Manfred Eibl sowie Corinna Ullrich, Projektkoordinatorin der Ökomodellregion Ilzer Land. Valeska von Karpowitz hob die thematische Relevanz in der heutigen, schnelllebigen Zeit hervor, weshalb der Verein Ilzer Land e.V. seine vollste Unterstützung für die Umsetzung der Studie zugesagt hat. „Das Ilzer Land und die Ilz sind als Untersuchungsraum geradezu prädestiniert“, so die Geschäftsführerin.
Dr. Bernhard Becker, stellte zu Beginn die Bedeutung eines ganzheitlichen Betrieblichen Gesundheitsmanagements heraus. Demographischer Wandel, Digitalisierung und Wettbewerbsdruck sind Herausforderungen im betrieblichen Umfeld, die potentiell Stress hervorrufen. Um diesen Stressfaktoren zu begegnen, widmet sich ein holistisches Gesundheitsmanagement optimalerweise mit präventiven, gesundheitsfördernden und -erhaltenden Maßnahmen. Aktive, gesunde und motivierte Mitarbeiter sind das Resultat. Dass dies nicht rein ideell zu betrachten ist, sondern ökonomischen Mehrwert für ein Unternehmen bedeutet, untermauert Becker mit klaren Fakten. Nach Implementierung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements entsprechen bereits 2 % Verminderung der Ausfalltage 2.400 Krankentage, die damit reduziert werden können. Rechnerisch damit ein durchaus markanter Posten. Nach dieser Darstellung holte Becker ein altes Nokia 6310i hervor. Gelächter. Zehn Jahre lang lag das Mobiltelefon nun in seinem Kofferraum, „als Notfall-Handy“, so Becker. Neulich hat er es angeschaltet und tatsächlich hatte es noch zwei Balken Akkustand. Dann hielt er sein Smartphone hoch. „Nach nicht einmal 5 Stunden Betrieb ist der Akku erschöpft – vielleicht ein Synonym für das eigene Befinden“, regt er zum Denken an. „Die ständige Erreichbarkeit und die immer zum Abruf verfügbaren Informationen halten uns permanent auf Trab“. Auf der nächsten Folie präsentierte er eine Grafik, die die Fehlzeiten aufgrund verschiedener Krankheitsbilder abbildete: Eine steil ansteigende Kurve, die repräsentativ für die prozentuale Entwicklung der psychischen Erkrankungen, die zur Arbeitsunfähigkeit führen, steht. Danach sind die seit dem Basisjahr 2005 bis heute psychisch bedingten Krankheiten um ca. 80 % angestiegen. Krankschreibungen, Burnout, Depressionen und teilweise medikamentöse Behandlungen sind Begleiterscheinungen. „Ausgehend hiervon haben wir uns gefragt, ob es nicht auch andere Methoden gibt, um der persönlichen Stresszunahme zu begegnen und damit möglicherweise einem Burnout entgegen zu wirken?“ Damit war die Idee für die Pilotstudie „Natur statt Medizin“ geboren. Projektträger ist die Universität Oldenburg. Für die Umsetzung wurde die universitäre Fachabteilung für Humanmedizin zusammen mit Silvia Braumandl von GrenZENlos Naturseminare beauftragt. Das derzeitig erforderliche Budget beträgt in der Summe rund 20.000 Euro. Die VR Stiftung Norddeutschland unterstützt dies mit 10.000 Euro. Da die Studie für alle Teilnehmer kostenlos sein wird, wird noch nach weiteren Unterstützern gesucht.
Silvia Braumandl erklärt wie Natur positiv auf Menschen wirkt
Silvia Braumandl, ausgebildete Achtsamkeitstrainerin und Heilpraktikerin für Psychotherapie stellte die genaueren Rahmenbedingungen und den Ablauf der Studie vor. Insgesamt werden mindestens 75 Probanden aus Berufsgruppen mit hoher Stressrelevanz gesucht. Allein im Ilzer Land haben sich bereits 45 Teilnehmer angemeldet, weshalb die Studie allem Anschein nach größere Dimensionen annehmen wird als anfangs gedacht. In Kleingruppen aufgeteilt, werden die Probanden aus Nord- und Süddeutschland über einen Zeitraum von ca. 4 Monaten begleitet. Es wird jeweils zu Beginn der Studie sowie abschließend eine ausführliche Aufnahme des Stresslevels mithilfe eines anonymen Fragebogens erfolgen. Mit dem Ergebnis dieser Vorstudie wird dann ein Antrag zur Durchführung einer Hauptstudie eingereicht. Es werden 14-tägige Treffen mit einer 2-stündigen Sitzung in unterschiedlichen Naturräumen an der Ilz stattfinden. Hinzu kommen einmal im Monat 3-4 Stunden Gruppensitzung. Hierbei werden gezielte Körper- und Atemtechniken, als auch Achtsamkeitsübungen vermittelt. Nach jedem Treffen erhalten die Teilnehmer ein Skript, um die erlernten Methoden zu Hause vertiefen und anwenden zu können. „Während der Treffen sollen Werkzeuge und Methoden vermittelt werden, mithilfe derer das persönliche Stresslevel wieder in eine gesunde Balance gebracht werden kann“, erläutert Braumandl. „Die Stressfaktoren werden nicht weniger, aber wir können lernen, besser damit umzugehen und uns die Natur und bestimmte Techniken statt Medikamente bei einsetzendem Stress zu Nutze zu machen“.
Anmeldungen zur Teilnahme an der Pilotstudie können direkt an Frau Silvia Braumandl (info@grenzenlos-naturseminare.de oder Tel. 0160 / 8128059) gerichtet werden.