Geschichte(n) gegen das Vergessen

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02.08.2017
Freyung

Der Balkan ist ein geographischer Raum, von dem man in unseren Breitengraden häufig nur die beliebten Urlaubsländer Slowenien und Kroatien kennt. Doch dass dort in den 1990er Jahren viele blutige Auseinandersetzungen und sogar Kriege geführt wurden, ist bei vielen aus dem Bewusstsein entschwunden. Umso wichtiger ist es, dass diejenigen, die den Prozess des Zerfalls des Vielvölkerstaats Jugoslawien miterlebt haben, davon berichten und die junge Generation davon erfährt – so geschehen am 18. Juli am Gymnasium Freyung.

Was der Lehrplan des Gymnasiums Bayern für das Fach Geschichte in der 10. Klasse so trocken als „Wiederaufflammen ethnischer und nationaler Konflikte: das Beispiel Jugoslawien“ aufführt, wurde durch den persönlichen Vortrag von Zeitzeugin Martina Stadlmeyer vor den Augen der Schülerinnen und Schüler zur lebendigen Gegenwartsgeschichte.

Martina Stadlmeyer, gebürtige Kroatin und inzwischen seit vielen Jahren in Freyung beheimatet, nahm zwei 10. Klassen des Gymnasiums Freyung mit auf eine spannende Zeitreise. Mithilfe von Fotografien und kurzen Videosequenzen zeigte die Zeitzeugin den Schülerinnen und Schülern die Fakten auf und bekräftige diese dann mit Schilderungen ihrer persönlichen Erlebnisse.

Von rechts: Schulleiterin Barbara Zethner, Schülersprecher Matthias Kerschbaum und Geschichtslehrerin Tanja Wagner bedankten sich bei Zeitzeugin Martina Stadelmeyer (2. von rechts) sehr herzlich für deren engagierten Vortrag.
Von rechts: Schulleiterin Barbara Zethner, Schülersprecher Matthias Kerschbaum und Geschichtslehrerin Tanja Wagner bedankten sich bei Zeitzeugin Martina Stadelmeyer (2. von rechts) sehr herzlich für deren engagierten Vortrag.

Die sog. Balkenrevolution, bei der es zu Straßenblockaden in Kroatien kam, machte beispielsweise eine Abschlussfahrt der damaligen Abiturientin unmöglich. Doch so harmlos blieben die Konsequenzen nicht: Denn während des Kroatienkrieges musste Martina Stadlmeyer mehrere Luftangriffe auf ihre Geburtsstadt miterleben und beschrieb den Gymnasiasten eindrücklich deren Folgen für die Stadt und die dort lebenden Menschen.

Am Ende ihres Vortrages belegten die interessierten Fragen der Schülerinnen und Schüler, dass sie die Länder im Südosten Europas und deren Geschichte nun bewusster wahrnehmen. „Um die Zukunft mitzugestalten, bedarf es der Erkenntnis, dass die Gegenwart historisch bedingt ist“, heißt es außerdem im Geschichts-Lehrplan – und Martina Stadelmeyers Vortrag, den sie mit dem Appell „Neka se nikad ne zaboravi!“ („Lasst uns nie vergessen!“) abschloss, erreichte bei den Zehntklässlern genau dies.


- SB


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