Kliniken Am Goldenen Steig: Die wirtschaftlichen Bedingungen werden schwieriger

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21.02.2017

Bereits seit längerem war geplant gewesen, die Mitglieder des Kreistags umfassend über die aktuelle Situation der Kliniken Am Goldenen Steig zu informieren. Mittlerweile steht aber das vorläufige Ergebnis des Jahres 2016 mit einem Defizit in Höhe von1,26 Mio. fest und der Wirtschaftsplan für 2017 prognostiziert ein Defizit von 2,765 Mio. für das laufende Jahr. Insoweit hat diese Aussprache nun den Kreisräten auch klar gemacht, dass die stationäre medizinische Versorgung der Bevölkerung nicht ohne spürbare Beiträge des Landkreises zu haben ist. „Unsere Kliniken bewegen sich in einem immer schwieriger werdenden Umfeld,“ stellte Landrat Sebastian Gruber einleitend fest. „Wie auch andere Landkreise, wird sich Freyung-Grafenau auf einen Defizitausgleich auf einem höheren Niveau wie in der Vergangenheit einstellen müssen. Was für andere Häuser der Grundversorgung gilt, trifft nun auch uns.“
Im Detail informierte dann Klinikengeschäftsführer Helmut Denk die Kreisräte.
Seit der Einführung des DRG-Systems im Jahr 2004 ist die Belegung eines Krankenhauses nicht mehr maßgeblich für die Erlössituation. Die Kosten eines Klinikaufenthaltes sind vielmehr an die Behandlungsdiagnose und verschiedene Bewertungsrelationen und den sog. Landesbasisfallwert gekoppelt. „Diese Größen wurden von Bundespolitik und Krankenkassen zum Teil so verändert, dass dies für die Kliniken Am Goldenen Steig zu schmerzhaften Erlösminderungen führt. Gerade in Bereichen, in denen wir traditionell stark sind, haben sich diese Bewertungen verändert und führen zu deutlichen Mindereinnahmen. Allein beispielsweise in der Endoprothetik sprechen wir hier von einem Rückgang um 173.967 €,“ zeigte Helmut Denk dem Kreistag auf.
Belastet werde das Betriebsergebnis außerdem durch Mehrfachvorhaltungen an drei stationären Standorten, hier sei man nach wie vor strukturell benachteiligt. „Auch Veränderungen in den ärztlichen Leitungspositionen wie im letzten Jahr sind betriebswirtschaftlich immer negativ, hier kommen wir aber schon wieder in ein ruhigeres Fahrwasser,“ berichtete der Geschäftsführer weiter. Das größte Problem sei aber, dass die Erhöhung des Landesbasisfallwerts, der zentralen Rechengröße für den Erlös, hinter den Personalkostenerhöhungen zurückbleibe. Er wurde im Jahr 2016 um 1,74 % erhöht, die Personalkosten sind im gleichen Zeitraum um 2,50 % gestiegen. Diese Kluft wird 2017 noch deutlicher ausfallen. Dann werden einer Erhöhung des Landesbasisfallwerts um 1,16 % Personalkostensteigerungen um 2,35 % gegenüberstehen. „Wir sprechen hier von einem Mehr an Personalkosten in Höhe von 989.942 €. Hinzu kommen weitere Personalkostenerhöhungen von rund 400.000 € infolge der Neuen Entgeltordnung TVöD“, so Helmut Denk weiter.
„Das Personal ist aber zentral für die medizinische Qualität,“ stellt Landrat Sebastian Gruber klar. „Es handelt sich um ein strukturelles, von der Bundespolitik verursachtes Problem, das nicht durch Personalabbau gelöst werden kann und auch nicht durch Personalabbau gelöst werden soll. Die gute Arbeit unseres Pflegepersonals und unserer Ärzte ist eine wichtige Voraussetzung, um das Vertrauen der Patienten zu stärken und eine hohe Qualität bei den Behandlungen erzielen zu können.“
Einsparungen konnten die Kliniken Am Goldenen Steig anderweitig erzielen. So belaufen sich die jährlichen Einsparungen durch eine Umstellung des Wareneinkaufs auf 250.000 €, die Leasingkosten wurden um 150.000 € jährlich reduziert. Die Blockheizkraftwerke in Freyung und Grafenau sowie die Photovoltaikanlage in Grafenau bringen jährliche Einsparungen von ca. 120.000 € bei den Energiekosten. Hinzu kommen weitere Einsparungen durch eine Vielzahl von Maßnahmen, von einer Optimierung der IT bis zu einem neuen Transportkonzept. Insgesamt habe man bisher 770.000 € Einsparungen pro Jahr realisiert. „Und das sind keine Einmaleffekte, diese Maßnahmen machen sich wirklich jedes Jahr bemerkbar,“ versichert der Geschäftsführer. Man werde weiterhin alle Möglichkeiten nutzen, um im Bereich der Krankenhauslogistik und der Finanzierung die Kostensituation zu optimieren. Im Bereich der Bevorratung belege man jetzt schon innerhalb der Einkaufsgemeinschaft unter 12 anderen, absolut vergleichbaren Kliniken den Bestwert beim Lagerumschlag. Bei erforderlichen Vorräten an Medikamenten und Material in Höhe von 2,7 Millionen € ist diese Kennzahl durchaus ergebnisrelevant. „Leider schlagen sich diese Effizienzsteigerungen im inneren Betrieb nicht in verbesserten Betriebsergebnissen nieder. Sie helfen uns aber, den Defizitanstieg zu dämpfen,“ so Helmut Denk.
„Von der schwarzen Null müssen wir uns trotz aller Anstrengungen vorerst verabschieden“, resümiert Landrat Sebastian Gruber. Dies sei jedoch auch andernorts so. In Niederbayern beispielsweise gebe es Landkreise, die sich auf Betriebskostenzuschüsse von bis zu 6 Mio. € für 2016 einstellten. Das eine oder andere Krankenhaus profitiere noch von Einzeleffekten, insgesamt sehe man aber die generelle Tendenz zu deutlich ansteigenden Betriebskostenzuschüssen der Landkreise.
Für die Situation vor Ort erwarten die Verantwortlichen bei den Kliniken wirtschaftliche Verbesserungen nach Abschluss der bereits eingeleiteten Strukturveränderungen und durch neue medizinische Schwerpunkte wie etwa Schlaganfallmedizin in Grafenau und Akutgeriatrie in Freyung.
Im Landkreis Freyung-Grafenau habe man bereits jetzt vieles erreicht, auch deshalb stünde man im niederbayerischen Vergleich auch wirtschaftlich trotz steigenden Defizitausgleichs im Vergleich gar nicht einmal schlecht da. „Mein Dank gilt an dieser Stelle unseren Ärzten, Krankenschwestern, Pflegern und allen anderen Beschäftigten der Kliniken, die tagtäglich eine adäquate Versorgung der Patienten sicherstellen. Uns als Politik sehe ich nun gefordert, der Bevölkerung unseres Landkreises, unseren Patienten und Klinikmitarbeitern ein klares, positives Signal zu senden,“ wandte Gruber sich an die Kreisräte. “Natürlich werden wir die eine oder andere Diskussion führen, wie man sich noch besser auf die verschlechterten Rahmenbedingungen einstellen kann. Man wird auch überlegen müssen, wie man sich zusammen mit anderen Grundversorgern bzw. Landkreisen besser gegenüber den Krankenkassen aufstellen und Gehör auf Bundesebene verschaffen kann.“
Für den Landkreis Freyung-Grafenau bekräftigt der Landrat die Entscheidung für die Beibehaltung der stationären Versorgung in kommunaler Hand. „Trotz des schwierigen strukturellen Umfelds bleiben wir bei unserem Ja zum Erhalt der Kliniken in der Trägerschaft des Landkreises, weil wir davon überzeugt sind, dass dies für die medizinische Versorgung richtig ist.“


- SB


Landratsamt Freyung-GrafenauFreyung

Quellenangaben

Landratsamt Freyung-Grafenau

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