Die Bergwacht Grafenau startete im Sommer eine große „Bettelaktion“, um unaufschiebbare Anschaffungen finanzieren zu können.
Ein neuer Arztrucksack und Organizer für die Einsatzleiter standen auf der „Wunschliste“. Doch noch bevor das Geld dafür gesammelt war, kam die nächste Hiobsbotschaft: Die Rettungswanne, die ca. 30 Jahre gute Dienste geleistet hatte, darf ab sofort aus sicherheitstechnischen Gründen nicht mehr verwendet werden – eine Katastrophe für Bergretter und Patienten.
Bisher wurde im Winter z.B. bei einem Loipenunfall die Wanne an den Motorschlitten angekoppelt und die Retter ggf. samt Notarzt schnellstmöglich zum Unfallort transportiert. Nach der Erstversorgung konnte dann der Verletzte in der Wanne mit dem Motorschlitten zum Einsatzfahrzeug der Bergwacht oder gleich zum Rettungs- oder Notarztwagen verbracht werden. Da diese Vorgehensweise in diesem Winter ausfällt, wird der Transport eines Patienten wesentlich länger dauern, da dieser im Akja zu Fuß bzw. mit Tourenskiern zum Auto transportiert werden muss. Gerade in Fällen wie z.B. einem Herzinfarkt vergeht dadurch wertvolle Zeit, da gerade bei Schnee auch der Hubschrauber nicht überall landen kann.
Die Anschaffung eines neuen Nachläufers für den Motorschlitten und eines weiteren Anhängers zum Transport dieses Rettungsgerätes schlägt mit ca. 6000,00 Euro zu Buche. Die alte Wanne konnte zusammen mit dem Motorschlitten im gleichen Hänger transportiert werden. Das neue Gerät bietet für den Patienten wesentliche Vorteile, wie etwa eine deutlich bessere Federung sowie einen Überrollbügel, benötigt daher aber auch deutlich mehr Raum, so dass das bisherige Vorgehen nicht mehr möglich sein wird. Eine Ersatzbeschaffung aus Mitteln der Bergwacht Bayern ist nicht möglich.
Die "Beerdigung" der alten Rettungswanne am Laterndlsonntag.
So beschlossen die Kameraden, den Laterndlsonntag zu nutzen, um Geld für diese Anschaffung zu sammeln. Die Besucher des Laterndlsonntag zeigten sich dann auch sehr hilfsbereit; kaum einer ging an den Sammeldosen der Bergwachtler vorbei, ohne etwas einzuwerfen. Selbst der eine oder andere Schein landete in der Bergwachtbüchse. Viele meinten, man hoffe, die Bergwacht nie zu benötigen, aber im Falle des Falles sei es sehr beruhigend, dass es sie gibt. Ein ins Stadtgebiet Zugezogener entrüstete sich, es sei ja direkt ein politisches Problem, wenn die Bergwachtler, die ihren Dienst ja komplett ehrenamtlich verrichten, auch noch für die Ausrüstung selber sorgen müssen. Und in unverwechselbarem Dialekt fügte er an: „So etwas gibt es bei uns in der Schweiz nicht!“ – und warf gleich 20,00 Euro in die Sammelbüchse.
Dem stellvertretenden Bereitschaftsleiter Thomas Mixa oblag beim Laterndlsonntag die Organisation der Ausstellung der Gerätschaften der Grafenauer Bergwacht und eines der Einsatzfahrzeuge der Bereitschaft Wolfstein, die zusammen mit den Grafenauern den Einsatzleitbereich Nationalpark bilden. Nach der Zählung des gesammelten Betrages stellte er fest: „Eine Basis haben wir, vielleicht schaffen wir es bis zum nächsten Winter, den neuen Nachläufer samt Anhänger kaufen zu können. Heuer muss es halt mit Muskelkraft gehen.“ Und nachdenklich fügte er noch an: „Hoffentlich trägt kein Patient durch die deutlich längere Transportzeit einen bleibenden Schaden davon!“