Heimat-Musik: Tom & Basti

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01.04.2017
Mauth

Sie bezeichnen sich selbst als Wirtshausmusikanten, als Vagabunden, die mit Gitarre und Steirischer von Ort zu Ort ziehen. Längst bespielen sie die großen Veranstaltungshallen. Tom & Basti aus Mauth sehen sich in der Tradition von Volksmusik-Originalen wie dem Roider Jackl. Im Gespräch mit WAIDLER.COM sprechen sie über Wirtshausmusik, Melancholie und die Liebe zur Heimat.

 

Ihr singt in Eurer Muttersprache, im niederbayerischen Dialekt. Macht es das leichter, ein Lied zu singen?

Dialekt macht es viel leichter, ein Lied zu interpretieren. Immerhin ist unsere Muttersprache der Dialekt. Jedem Menschen fällt es am leichtesten, sich in seiner Muttersprache auszudrücken. Da wir wenige selber schreiben (wir übernehmen lieber die Originaltexte), müssen wir immer einen Weg suchen, die Lieder auf unsere Art zu interpretieren. Und das geht am leichtesten mit Dialekt. Wir haben z. B. das Lied "Mei Wampn" von Freunden aus Wien übernommen. Es wäre aber total unglaubwürdig, wenn wir im Wiener Dialekt singen. Es ist für uns und das Lied besser, wenn wir es auf unsere Weise machen.

 

Würdet Ihr Euch immer noch als Wirtshausmusikanten bezeichnen oder hat der Erfolg jetzt die großen Veranstaltungshallen mit sich gebracht?

Die Veranstaltungsorte werden natürlich immer größer. Aber am schönsten sind die Konzerte, wenn das Ambiente ein schönes Wirtshausfeeling hergibt. Wer uns kennt, weiß, dass unsere Spielfreude noch ungebrochen ist. Leider ergibt es sich nicht mehr so oft, da wir einfach so viele Konzerte geben, aber wenn wir mal sitzen bleiben, werden die Nächte immer legendär. Meistens passiert das, wenn wir mit Kollegen zusammenkommen. Ich denke, dass das einen Wirtshausmusikanten ausmacht. Die Lust am Spielen.

 

Geht Ihr selbst noch regelmäßig ins Wirtshaus, zum Stammtisch?

Ich muss zugeben, dass ich privat nicht mehr oft ins Wirtshaus gehe, weil ich da eh permanent beruflich bin. Aber der Tom der lässt es sich nie nehmen, dass er nach dem Konzert daheim noch in seinem Stammwirtshaus vorbeischaut.

 

Wie beeinflusst der Bayerische Wald Eure Musik?

Der Bayerische Wald beeinflusst unsere Musik natürlich, genauso wie die Mentalität der Waidler. Die einmalige wunderschöne Melancholie der echten Waidlerlieder findet man sonst nirgends im bayerischen Raum. Wenn wir die Gelegenheit bekommen (es hängt immer ein bisschen vom Publikum ab), singen wir diese Lieder gerne. Auch im oberbayerischen oder fränkischen Raum kommen diese sehr gut an und man sieht immer wieder Menschen, die zu Tränen gerührt sind, obwohl sie keinerlei Bezug zum Wald haben.

 

Ihr wart mit Landluft auf Tournee. Spornt so eine Zusammenarbeit an, erklimmt man neue Höhen oder muss man sich in so einem Zusammenspiel eher zurücknehmen?

Das Zusammenspiel mit Landluft war für uns ein Meilenstein in unserer Karriere. Es war schon immer ein Traum, mit diesen Musikern auf der Bühne zu stehen. Mein Gefühl war bei der ersten Probe eher zweigeteilt. Einerseits hochmotiviert und andererseits ein bisschen gehemmt. Mir war klar, dass ich einen eigenen Weg finden muss, mitzuhalten, da ich auf so einem hohen musikalischen Niveau nicht mitspielen konnte. Aber nach der ersten Probe haben sich meine Bedenken sehr schnell verflüchtigt. Es war eine sehr lockere Geschichte und wir merkten alle schnell, dass wir auf einer Wellenlänge sind. Es hat einfach wahnsinnig Spaß gemacht und wir hatten viel Erfolg mit der gemeinsamen Tour.

 

A'zwickt hot's mi ... auf der neuen Scheibe sind humorvolle Lieder, aber auch melancholische Töne zu hören. Macht das Alter nachdenklich, desillusioniert es? Oder lebt man mehr im Moment und trinkt deshalb noch eine Halbe mehr, weil niemand weiß, was morgen ist?

Wir haben immer schon versucht, dass wir auf allen CDs eine gute Mischung hinbekommen. Die Leute lieben natürlich die lustigen Lieder. Uns ist es aber selbst immer ein Anliegen, dass wir die echten Waidlerlieder vor dem Vergessen bewahren. Uns gefällt das Melancholische. Ich denke nicht, dass das was mit dem Alter zu tun hat, sondern mit innerer Ausgeglichenheit oder Zufriedenheit. Uns gefällt, was wir machen. Aber ich glaube, wenn man immer nur lustig ist und nie die andere Seite des Lebens betrachtet, flippt man aus, oder man ist über kurz oder lang gezwungen, sich auf der Bühne zu verstellen. Und das möchte keiner von uns. Wir haben vor, dass wir das noch sehr lange machen. Wir leben aber definitiv den Moment. Immerhin erleben wir momentan die Zeit unseres Lebens. Aber Angst vor der Zukunft haben wir nicht. Wir freuen uns darauf.

 

Ihr seht euch selbst in der Tradition von Originalen wie dem Ferdl Weiß und dem Jackl Roider. Beide nahmen in ihren Stücken auch immer wieder Stellung zur aktuellen politischen Großraumlage. Weiß sympathisierte mit der NSDAP, die Preußen waren eine seiner beliebtesten Zielscheiben. Roider war für sein Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg berüchtigt. Nehmt Ihr auch zu aktuellen Themen in Euren Liedern Stellung?

Als Musiker sucht man sich immer seine Vorbilder. Als wir damals angefangen haben, gemeinsam Musik zu machen hörten wir alles was wir in die Finger bekamen. Die Aufnahmen vom Roider Jackl haben uns damals schon sehr gefallen. Als junge Buam interessiert man sich natürlich nicht sonderlich für die Geschichte, die hinter solch namhaften Künstlern wie dem Weiß Ferdl oder dem Roider Jackl steht. Dies geschah erst mit der Zeit. Natürlich war ich persönlich über die Geschichte des Weiß Ferdl schockiert. Dass dieser lustige humorvolle Mensch ein Sympathisant der NSDAP war, ist natürlich nicht zu verleugnen oder zu entschuldigen. Uns war damals nur der "Münchner im Himmel" und "Ein Wagen von der Linie 8" bekannt. Beides Stücke, die wir nicht übernommen haben, weil sie uns einfach zu "münchnerisch" waren. Generell kann man sagen, dass der Weiß Ferdl uns wenig bis gar nicht beeinflusst hat. Man kann allerdings nicht abstreiten, dass er für das bayerische Volkssängertum im "Münchner Platzl" Großes geleistet hat. Der Roider Jackl traf da schon eher unseren Nerv. Dabei ging es uns gar nicht mal so sehr um die Gstanzl oder um das Politiker-Derblecken. Uns gefiel die Art, seine Lieder zu interpretieren. Kraftvolle Stimme, unvorhersehbare Pausen mitten im Lied und ein guter Humor, der nicht immer politisch war. Ich denke, mit Liedern wie "I und mei Bruada" oder "s'boarische Bier" haben uns Jakob und Sebastian Roider weit mehr geprägt, als sie es je mit politischen Inhalten hätten schaffen können. Generell kann man sagen, dass wir bei unseren Konzerten unpolitisch sind. Wir nehmen keinen Politiker aufs Korn oder äußern uns zu irgendeiner politischen Lage. Das wird auch von uns nicht erwartet. Die Leute kommen zu uns und wollen einen schönen Abend haben. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir keine politische Meinung haben. Falls ein Veranstalter mit uns ein Konzert gegen ‚Rechts‘ veranstalten möchte, würden wir daran natürlich teilnehmen. Es ist aber so, dass wir dann auf der Bühne trotzdem unpolitisch bleiben würden. Es wäre für uns Statement genug, daran teilzunehmen. Generell sind in der Volksmusikszene wenig bis keine rechtsgesinnten Kollegen zu finden. Heimatliebe bedeutet in unseren Augen nicht, dass man sich in seiner Heimat verschanzt und anderen Menschen eine neue Heimat verweigert. Wer seine Heimat liebt, der pflegt sie ohne großes Brimborium und lässt andere daran teilhaben.

 

Was steht aktuell an? Seid Ihr auf Tour?

Momentan läuft unsere Tour auf Hochtouren. Alle Termine findet man auf www.tomundbasti.de. Wir schreiben an einem neuen Bühnenprogramm, planen eine neue CD und demnächst erscheint ein Notenbuch für die steierische Harmonika zu der CD "A'Zwickt".

 

Vielen Dank für das Gespräch.


Tom und BastiMauth
Serie: Heimat-MusikMusiker und Bands aus der Region

Quellenangaben

Fotos: Tom & Basti

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