Die wilden 14 sind jetzt 15

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17.01.2017
Grafenau

Grafenau. Urwaldreliktkäfer belegen bei gehäuftem Auftreten Wälder mit besonders naturnahen Strukturen und einer ungebrochene Totholztradition. Vor wenigen Jahren konnte bei einem Forschungsprojekt im Nationalpark Bayerischer Wald die 14. dieser Arten entdeckt werden. Damit schob sich der Nationalparkwald an die Spitze der wertvollen Waldgebiete in Bayern, knapp vor den Heisterblock im Spessart. Nun kam eine 15. Art hinzu.

Der Gehörnte Zunderschwamm-Schwarzkäfer ist der 15. Urwaldreliktkäfer, der im Nationalpark Bayerischer Wald nachgewiesen wurde.
Der Gehörnte Zunderschwamm-Schwarzkäfer ist der 15. Urwaldreliktkäfer, der im
Nationalpark Bayerischer Wald nachgewiesen wurde.

Bei einer Exkursion mit Kollegen der Regierung von Schwaben, wollte Jörg Müller, Zoologe des Nationalparks, einen typischen Bewohner des Zunderschwamms vorzeigen, den Kerbhalsigen Zunderschwamm-Schwarzkäfer. „Die Überraschung war groß als aus dem Zunderschwamm, auch Hudersau genannt, an einem Buchenstumpf am Wanderweg zur Racheldiensthütte nicht nur der gesuchte Kerbhalsige vorzuzeigen war, sondern noch ein kleiner Teufel mit Hörnern und rotem Halsschild herauspurzelte“, erinnert sich der Forscher. Es ist die 15. Urwaldreliktart, der nur etwa sechs Millimeter große Gehörnte Zunderschwamm-Schwarzkäfer mit dem wissenschaftlichen Namen Neomida haemorrhoidalis (Fabricius, 1787).

Um diese Illustration wird das Kinderbuch „Die wilden 14: Die unglaubliche Reise der Urwaldkäfer im Bayerischen Wald“ bei der angedachten Neuauflage ergänzt.
Um diese Illustration wird das Kinderbuch „Die wilden 14: Die unglaubliche Reise der
Urwaldkäfer im Bayerischen Wald“ bei der angedachten Neuauflage ergänzt.

Die Überraschung war deshalb so groß, weil mehrere Käferforscher in den vergangenen Jahren nach dieser Art, die sich vom Zunderschwamm ernährt, vergeblich gesucht hatten. „Es könnte sein, dass die Rückkehr des Zunderschwamms als wichtigster Zersetzer von Buchenholz in viele Waldbestände des Nationalparks gerade in jüngerer Vergangenheit die Art über die Nachweisschwelle gehoben hat“, so Müller. Schließlich könnten die Tiere schon längst im Wald unterwegs sein, der Nachweis solch kleiner Insekten sei jedoch nicht leicht, wenn sie nicht in großer Zahl vorkommen. „Es könnte aber auch sein, dass die Art aus den angrenzenden Wäldern im Nationalpark Šumava zurückgekehrt ist.“
Wer mehr über die Urwaldreliktarten erfahren will, dem sei das Kinderbuch „Die wilden 14: Die unglaubliche Reise der Urwaldkäfer im Bayerischen Wald“ empfohlen, das 2015 in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark im Freyunger Verlag Edition Lichtland erschienen ist. Darin spielen die damals nachgewiesenen 14 Urwaldreliktkäfer die Hauptrollen. In einer angedachten Neuauflage kommt dann auch die 15. Art hinzu.


- SB


Nationalparkverwaltung Bayerischer WaldGrafenau

Quellenangaben

Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald
Foto: Johannes Reibnitz
Illustration: Susanne Zuda

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