Das geflügelte Wort vom „Blick über den Tellerrand“ nahm eine Erasmus-Plus-Besuchergruppe in diesen Tagen ganz wörtlich. Nachdem die Gäste der vhs Regen am ersten Abend noch bayerische Schmankerl in Zwiesels „Kulinarischem Schaufenster“ gekostet hatten, waren sie tags darauf in der Wohngruppe Vita Futura eingeladen. Das gemeinsame Essen mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen machte deutlich: In Sachen Integration und Bildungsarbeit standen alle fünf anwesenden Nationen vor ähnlichen Herausforderungen. "Wir können hier sehr von dem jeweiligen Erfahrungsschatz des Nachbarn profitieren", freute sich Projektkoordinatorin Lisa Jocham. Die Ortswahl des EU-Förderprogrammes fiel auf die Regener Volkshochschule, da diese Geflüchteten neben Sprach- und Berufsintegrationskursen eine ganze Reihe vielfältiger Bildungsangebote macht.
Zusammen für die Bildung Geflüchteter: 1. Reihe, 1. v.l. H. Unnasch, 5. v.l. L. Jocham, 4. v.r. K. Algasinger; 2. Reihe, 1. v.l. M. Loibl, 2. v.l. R. Hoey; 3. Reihe, 2. v.l. O. Peter
Auf dem Programm der internationalen Delegation standen neben diversen Workshops auch Besuche der Bildungseinrichtungen im Landkreis: In der Mittelschule Regen stellten Schulleiterin Ulrike Ebner und Klassenlehrerin Margit Späth-Pleyer das Modell „Übergangsklasse“ vor. Viele ihrer Schützlinge hatten in der Heimat schon geraume Zeit keinen Unterricht mehr, ein paar kannten keine lateinischen Buchstaben, manche hatten kaum Mathematikunterricht, sprechen dafür aber gut Englisch. Zwei Jahre sollen die 14- bis 17-Jährigen in den Übergangsklassen verbleiben und dann die Mittelschule abschließen. Einige bereitet Späth-Pleyer auch auf den qualifizierenden Abschluss vor. Die als „Schule mit Courage und ohne Rassismus“ zertifizierte Berufsschule Regen bietet derzeit acht Berufsintegrations- und vorklassen an. Diese präsentierten Rektor Oswald Peter, Elvira Wudy sowie die koordinierende Lehrkraft Ruth Hoey ihren Kollegen aus Irland, Italien, Rumänien und der Türkei. Zudem unterhielt man sich mit ehrenamtlichen Helfern und schaute in den Kursen der Volkshochschule vorbei. Am 30. November lud diese mit Marianne Loibl, Geschäftsführerin des Jobcenters Regen, Karin Algasinger vom Migrationsdienst der Caritas sowie den Lehrkräften Hoey und Peter die verschiedenen beteiligten Institutionen zu einem offenen Gedankenaustausch über die Möglichkeiten der Flüchtlingsbildung ein. „Wir haben hier sehr gute, produktive Gespräche geführt“, resümierte vhs-Leiter Herbert Unnasch. „Deshalb freuen wir uns darauf, baldmöglichst den Gegenbesuch im Heimatland unserer Erasmus-Plus-Partner anzutreten zu dürfen.“