Statuscheck für Gewerbeflächen im Landkreis Regen

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08.08.2016
Regen

ARBERLAND REGio GmbH startet Gewerbeflächenbedarfsanalyse

Reichen die im Landkreis Regen bestehenden Gewerbeflächen für ansiedlungswillige Investoren und den Erweiterungsbedarf von Bestandsunternehmen aus? In welcher Qualität und zu welchem Zeitpunkt stehen die Flächen zur Verfügung? Wie können die Gewerbeflächen besser vermarktet werden? Diesen Fragen geht die ARBERLAND REGio GmbH in einer Gewerbeflächenbedarfsanalyse in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsfördergesellschaft ExperConsult nach und hat zu dem vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen, für Landesplanung und Heimat geförderten Regionalmanagementprojekt einen Auftaktworkshop mit Vertretern der Kammern, der 24 Kommunen und der Planungsstellen von Regierung und Landratsamt durchgeführt.

In seiner Begrüßung betonte stellvertretender Landrat Willi Killinger, dass sich sowohl ansässige Firmen als auch Investoren bei Gewerbeflächenbedarf schnelle Lösungen erwarten. „Um Unternehmen Perspektiven vor Ort bieten zu können, müssen Kommunen hier meist in Vorleistung gehen, was für viele Gemeinden einen finanziellen Kraftakt bedeutet“, so Killinger. Neben den planerischen Hausaufgaben spiele auch die professionelle Vermarktung von verfügbaren Flächen eine immer größere Rolle. Die Frage eines strategischen Gewerbeflächenmanagements sei deshalb für den Landkreis Regen außerordentlich wichtig.
Markus Wessel, Geschäftsführer von ExperConsult, erläuterte den Workshopteilnehmern in einem kurzen Vortrag das Spannungsfeld, in dem sich die Kommunen befinden. Eine erste Auswertung des Standortinformationssystems SISBY, mit dem die Kommunen derzeit in Selbstpflege ihre Gewerbeflächen und Bestandsdaten erfassen, habe ergeben, dass im Landkreis Regen insgesamt rd. 64 ha Gewerbeflächen an 36 Standorten sofort verfügbar seien. Analysiere man die Daten in Bezug auf Qualität und Verfügbarkeit stelle sich erfahrungsgemäß sehr schnell heraus, dass diese Zahl nicht stimme und nur wenig Flächen tatsächlich sofort verfügbar und vermittelbar seien. „Liest ein Unternehmer in SISBY sofort verfügbar, rechnet er auch mit einer sofortigen Verfügbarkeit. Erhält dieser die Auskunft, die Flächen müssten erst noch angekauft oder beplant werden, dann ist der weg“, so der Geschäftsführer von ExperConsult. „Absolute Transparenz über die Flächenqualität ist entscheidend“. Der erste Projektschritt sei deshalb die Erfassung weiterer flächenbezogener Daten der 24 Städte, Märkte und Gemeinden im Landkreis. Wichtige Merkmale seien hier u.a. die Eigentumsverhältnisse, der Erschließungszustand, Verkehrsanbindung, frühestmögliche Verfügbarkeit und Breitbandqualität. Hierzu erhalten die Kommunen einen Auszug der bislang über SISBY bekannten Gewerbeflächen mit der Bitte um Aktualisierung und Ergänzung. In einer zweiten Projektphase wolle man den Flächenbedarf der Unternehmen erfassen. Hierzu würden 1.500 Unternehmen im Landkreis zu ihrem Bedarf an Flächen und Fachkräften befragt, um eine möglichst belastbare Flächenprognose unter Berücksichtigung weiterer statistischer Daten vornehmen zu können. In einem Zwischenworkshop sollen die Ergebnisse beider Befragungen diskutiert und zwischenbewertet werden. Auf dieser Grundlage werde im Anschluss ein Vermarktungskonzept erarbeitet. Die Endergebnisse mit Handlungsempfehlungen sollen dann im Dezember vorgestellt werden.

v.l.: Markus Wessel, Geschäftsführer von ExperConsult, Herbert Unnasch, Geschäftsführer der ARBERLAND REGio GmbH, Kreisbaumeister Christian Hagenauer, Regionalmanager und Moderator Stephan Lang, Bürgermeister Hermann Brandl, Franz Xaver Birnbeck, Vorsitzender des IHK Gremiums im Landkreis Regen, Wirtschaftsförderer Markus König
v.l.: Markus Wessel, Geschäftsführer von ExperConsult, Herbert Unnasch, Geschäftsführer der ARBERLAND REGio GmbH, Kreisbaumeister Christian Hagenauer, Regionalmanager und Moderator Stephan Lang, Bürgermeister Hermann Brandl, Franz Xaver Birnbeck, Vorsitzender des IHK Gremiums im Landkreis Regen, Wirtschaftsförderer Markus König

In der von Regionalmanager Stephan Lang moderierten Podiumsdiskussion erläuterte Herbert Unnasch, Geschäftsführer der ARBERLAND REGio GmbH, die Gründe für dieses neue Projekt: „Mit den online angebotenen Flächen geben wir als Wirtschaftsstandort ein digitales Versprechen. Es wäre sehr problematisch, wenn Betriebe letztlich mangels geeigneter Flächen nicht in der Region angesiedelt werden können oder im schlimmsten Fall sogar ansässige Unternehmen abwandern. Mit der Gewerbeflächenbedarfsanalyse möchten wir einen Beitrag leisten, damit Anfragen zu Investitionsvorhaben über Informationsportale für Unternehmen zufriedenstellend bearbeitet werden können, um ihnen konkrete Ansiedlungs- und Erweiterungsmöglichkeiten anzubieten.“ Wirtschaftsförderer Markus König unterstrich dies: „Informationen müssen heute schnell und aktuell verfügbar. Die SISBY-Daten werden von den Kommunen derzeit selbst gepflegt und sind nicht durchwegs von gleicher Qualität. Investoren erwarten sich heute auch professionelle, aussagekräftige Exposés zu Gewerbeflächen. In Sachen Datenbereitstellung und Flächenvermarktung haben wir noch Luft nach oben im Landkreis“.
Gefragt auf den Zustand der SISBY-Flächen mit Blick auf die sofortige Verfügbarkeit erläuterte Kreisbaumeister Christian Hagenauer, der die Ausweisung von Gewerbegebieten am Landratsamt Regen bauleitplanerisch begleitet: „Betriebe interessieren sich erfahrungsgemäß meist nur für Flächen, für die ein rechtmäßig aufgestellter Bebauungsplan vorliegt. Dies hat bei den Gemeinden unterschiedliche Dringlichkeit.“ Es gebe Gemeinden, die teils nur große Gewerbeflächen in einem Flächennutzungsplan ausgewiesen haben aber keinen Bebauungsplan vorweisen können. Die Flächen würden aber dennoch in SISBY dargestellt.“ Teils seien viele Pläne auch veraltet und könnten im Hinblick auf den Umweltbericht nicht mehr gebraucht werden. Hagenauer appellierte an die Gemeinden, das Projekt der Kreisentwicklungsgesellschaft zur Aktualisierung zu nutzen, damit für die Zukunft ein aktueller Stand erreicht werde: „Es hilft nicht weiter, wenn eine Fläche als Gewerbegebiet ausgewiesen wird und diese nicht in kommunaler Hand ist oder den naturschutzfachlichen Kriterien standhält“, so Hagenauer.
Bürgermeister Hermann Brandl, Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetages, sieht ebenfalls die Notwendigkeit einer Bestandsaufnahme der tatsächlich verfügbaren und erwerbbaren Gewerbeflächen, appelliert aber auch an das Landratsamt, als Reserve eingeplante Gebiete auf Wunsch auszuweisen und den Kommunen hierbei Rückhalt zu geben. Angesprochen auf interkommunale Gewerbegebiete im Landkreis, antwortete der Bürgermeistersprecher: „Ja, das ist ein Thema, hängt aber auch immer davon ab, dass beide Kommunen von einem interkommunalen Gewerbegebiet einen Vorteil haben. Grundsätzlich wären weitere interkommunale Gewerbegebiete wünschenswert.“
Franz-Xaver Birnbeck, Vorsitzender des IHK-Gremiums im Landkreis Regen, ging in der Diskussion auf die Infrastruktur als zentralen Faktor ein: „Die Verkehrsinfrastruktur im Landkreis ist in vieler Hinsicht ein Hemmschuh mit akutem Handlungsbedarf. Die Verkehrsanbindung an die Autobahn über die B11 muss dringend verbessert werden.“ Als großes Plus in Sachen Gewerbeflächen wertete er die enge Verzahnung der kommunalen Vertreter im Landkreis, mit der gute Lösungen erreicht werden können. Man müsse aber auch deutlich festhalten, dass neben der Verfügbarkeit von Gewerbeflächen es unverzichtbar sei, dass von Seiten der Kommunen, Unternehmen und Verbraucher durch regionales Einkaufsverhalten Wertschöpfung in der Region gehalten wird. Dies stärke die Betriebe am meisten.
Angesprochen auf den Standortnachteil Verkehrsanbindung und die Notwendigkeit zum Standortmarketing räumte Markus Wessel ein: „Eine direkte Autobahnanbindung ist aus derzeitiger Warte illusorisch. Jedoch ist dies kein eindeutiger Nachteil bei der Flächenvermarktung, wenn der Schwerpunkt auf die regionale Nachfrage und die ansässigen Unternehmen gerichtet ist.“ Zusätzlich müsse jede Gemeinde entscheiden, ob eine Investition in Gewerbeflächen gewünscht ist, oder eine Gemeinde beispielsweise ihren wirtschaftlichen Schwerpunkt nicht im produzierenden Gewerbe, sondern im Tourismus sehe. Man komme aber um Transparenz und Professionalität bei der Erfassung und Vermarktung der verfügbaren Flächen nicht herum. Der Wettbewerb der Regionen um Unternehmen und Fachkräfte nehme immer mehr zu.
Ins gleiche Horn stieß Geschäftsführer Unnasch in seinem Schlussfazit. Die heimische Wirtschaft habe sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt: „Wir brauchen deshalb Erweiterungsperspektiven für unsere Betriebe und eine ausgewogene, strategische Planung, die sich auch an ansiedlungswillige Investoren von außerhalb des Landkreises richtet.


- SB


ARBERLAND REGio GmbHRegen


Quellenangaben

ARBERLAND REGio GmbH
Bild: Johann Wenzl/ ARBERLAND REGio GmbH

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